Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Ereignisse in der Krajna vom 20. August bis zum 19. September

540 Die Unternehmungen gegen Kljuc. holung am 22. auf Weisungen aus Wien berief, dass die Grenzüber­schreitung bis auf Weiteres zu unterbleiben habe. Derselbe Anlass, welcher das 13. Corps - Commando zur Einstellung der Expedition gegen Livno veranlasste: die Absicht, Verstärkungen zu erwarten, welche allem Blutvergiessen ein rasches Ende bereiten würden, war auch hier massgebend geworden. Denn schon war auch die 28. Infan­terie-Brigade bestimmt, gegen die Krajna zu operiren und sollte zu diesem Zwecke Anfangs September in Sluin eintreffen. Das 72. Brigade-Commando beobachtete, bis zu dem Zeitpunkte, wo es die Operationen beginnen konnte, aufmerksam das Verhalten der Bevölkerung jenseits der Grenze. Es zeigte sich, dass dieselbe in der grössten Aufregung war. Insurgentenschaaren zogen ab und zu, und oftmals scheinen sie den Willen gehabt zu haben, die Landesgrenze, besonders bei Prosiceni kamen zu überschreiten; gemässigte Männer hielten sie aber stets wieder davon ab. Die abenteuerlichsten Gerüchte von der Vernichtung aller kaiserlichen Abtheilungen waren in Umlauf. Erst die Nachricht von der Einnahme Sarajevo’s wirkte einigermassen ernüchternd. Aber da sich so viele falsche Berichte kreuzten, so konnten die Muhammedaner auch dieser Nachricht keinen Glauben abgewinnen. Am 24. August erschien eine Deputation aus Bihac vor General-Major Zach, bittend, er möge einigen Abgesandten Passirscheine geben, damit sich diese überzeugen könnten, ob Sarajevo wirklich in kaiserlichen Händen sei. Der General erklärte ihnen, dass sie ohne Passirschein abgehen könnten, da ihnen als friedlichen Bürgern von den Truppen kein Leid zugefügt werden würde. Da sie aber den Passirschein durchaus erlangen wollten, so wurde er ihnen am 27. mit Bewilligung des Armee-Commando’s ausgestellt. Nur wurde ihrer Bitte, in Waffen nach Sarajevo gehen zu dürfen, nicht entsprochen. Die Insurgenten beschäftigten sich Ende August mit der Verstärkung der Befestigungen bei Bihac; sie führten Feldschanzen auf den westlichen Höhen auf und bereiteten sich für den kräftigsten Widerstand vor. Die Unternehmungen gegen Kljué. Kljuc mit seinem Castell und seinen Burgruinen auf jenen steilen Feiswänden, welche die Sana zu durchbrechen hatte, war schon in längstvergangener Zeit eine Zufluchtsstätte Derjenigen, welche den Eintritt Fremder in Bosnien zu bekämpfen trachteten. In der nunmehr verfallenen Burg suchte der letzte bosnische König Stépan Tomasevic Zuflucht vor den türkischen Eroberern. Er ergab sich nach der fruchtlosen Belagerung in der Hoffnung, freien Abzug zu erlangen, wurde aber von den Türken hingerichtet ‘). Auch jetzt wieder war Kljuc ein Sammelpunkt der aufständischen Muhammedaner geworden; und immer dringender trat an die Occupations-Truppen die Nothwen- digkeit heran, sich dieses Schlupfwinkels zu bemächtigen, theils wegen seines Besitzes als wichtiger Ort in der Krajna selbst, vorwiegend aber 1) Siehe Seite 6.

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