Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Die Occupation der Hercegovina
Die Ereignisse bei Stolac. 331 Die zum Sturme beorderten Abtheilungen drangen unter heftigem Feuer der Gegner in den Innenraum des Gehöftes — die Häuser in selbem mit ihren Umfassungsmauern und den festverrammelten Eingängen spotteten jedoch jedes Angriffes. Ohne Deckung standen die Jäger in dem offenen Zwischenterrain machtlos dem Kreuzfeuer ausgesetzt, welches die Insurgenten unter fanatischem Allahgeschrei unausgesetzt auf sie richteten. Major Theuerkauf erkannte rasch die Bedrohlichkeit der Situation; vor der Unmöglichkeit stehend, den directen Angriff mit Aussicht auf Erfolg durchzuführen, wählte er unbedenklich das sicherste Mittel den Gegner zu bezwingen, ohne die eigene Truppe nutzlosen Verlusten auszusetzen. Die Jäger wurden hinter Deckungen zurückgezogen, und während ein Theil den Gegner durch ein wohlgezieltes Feuer von den Schiessöffnungen zurückhielt, schleppten Andere das Heu von zwei in der Nähe befindlichen Schobern herbei, schlichteten es um die zwei nächst- liegenden Häuser und steckten es in Brand. Die Ausführung dieser Massregel nahm geraume Zeit in Anspruch, da die Vertheidiger bald die Absicht merkten und sie durch ein mörderisches Feuer zu vereiteln suchten. Endlich schlugen die Flammen empor, die hölzernen Fensterbrüstungen sowie die Säcke der Verrammlungen fingen Feuer, die Gebäude begannen nach Innen zu brennen. Ein lautes Hurrah der Jäger begrüsste diesen Moment, wildes Geschrei und das ununterbrochene Knattern des Gewehrfeuers hallte aus den brennenden Häusern zurück. Inzwischen war auf fast gleiche Weise auch noch das vierte Haus in Brand gesteckt worden und von dem herrschenden Westwinde genährt, ergriff das Feuer nun alle Objecte des Gehöftes. Trotzdem setzten die Vertheidiger den Widerstand fort. Etwa 20 derselben, worunter ein türkischer Officier und mehrere Soldaten, fielen bei dem Versuche sich durchzuschlagen, bis auf den letzten Mann; die übrigen kamen im Innern der einstürzenden Häuser um oder flüchteten sich in die Kellerräume, wo sie wahrscheinlich auch den Tod gefunden haben dürften. Als die Jäger von den brennenden Ruinen Besitz ergriffen, waren die Keller des Feuers halber nicht mehr zugänglich. Unter den hier Umgekommenen befand sich nebst anderen Insurgentenführern auch der Beg Hamzi Rizvan Begovic, derselbe, welcher erst wenige Tage vorher den General-Major Schluderer unaufgefordert seiner Loyalität versichert hatte und trotzdem einen Widerstand orga- nisirte, der, was den letzten Act desselben betrifft, seines Gleichen sucht an Ausdauer, Zähigkeit und Kraft. Weder die Projectile der Geschütze, welche die Gebäude in ihren Grundfesten erschütterten, noch die Verheerungen, welche die Hohlgeschosse im Innern anrichteten, noch das wohlgezielte Feuer der Jäger vermochten auch nur für einen Moment die Intensität des Widerstandes zu schwächen. Bis zum letzten Augenblicke, wo die flammenden Häuser in sich selbst zusammen-