Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Occupation der Hercegovina

332 Die Ereignisse bei Stolac. stürzen, wird ein kräftiges Feuer auf die Angreifer unterhalten, begeistern Allahrufe und wildes Geschrei zum ausdauernden Kampfe! Hamzi Rizvan Begovic war nicht nur einer der hervorragendsten Begs der Hercegovina, sondern auch ein einflussreicher Leiter der Insurrection, und scheint seine Kula gleichzeitig auch zum Depot von Kriegsmitteln gedient zu haben. Als der Brand sich über das ganze Gehöft verbreitete, hörte man volle zwei Stunden lang das Knattern der explodirenden Patronen, welches dem ununterbrochenen Schnell­feuer eines Bataillons glich. Die Zahl der hier verbrannten Patronen kann nur nach Hunderttausenden geschätzt werden, und es ist wohl kaum ein Zweifel darüber gestattet, dass auch von Waffen und sonstigem Kriegsmateriale ein bedeutender Vorrath sich in der ausgedehnten Kula befunden haben mag, der zugleich mit ihr ein Raub der Flammen wurde. So hartnäckig wie die Verteidigung, eben so energisch war der Angriff in diesem Kampfe, der beiderseits in gleich rücksichtsloser Weise geführt wurde. Der Verlust von 2 Officieren und 34 Mann, welchen die beiden zum directen Angriffe verwendeten Compagnien und die Pionnier-Abtheilungen trotz sehr günstiger Deckungen erlitten, gibt Zeugniss hievon. Ueber die Stärke der Insurgenten lassen sich auch nicht einmal annähernde Ziffern aufstellen; die Daten über den Verlust des Gegners basiren sich auf die übereinstimmenden Aussagen der christlichen Bevölkerung und des katholischen Pfarrers von Prenj, wonach in Pjezevac allein bei 300 Mann den Tod gefunden haben sollen. Diese Angaben können jedoch nur insofern einigen Anspruch auf Glaubwürdig­keit erheben, als es bekannt ist, dass auch die Verwundeten der früheren Gefechte grösstentheils in diesem Gehöfte untergebracht worden waren und sich am Tage des Brandes noch dort befunden haben mochten. Um 9% Uhr war das Gefecht beendet und die Truppen gesam­melt. Mit dem Falle von Pjezevac war der Widerstand der Insur­genten gebrochen; sie flohen in Auflösung von der Ilina glavica und allen Punkten, die sie noch besetzt hielten, nach verschiedenen Rich­tungen, namentlich gegen Osten, wohin ihnen General-Major Schluderer auf der Strasse nach Stolac folgte. Starke Seitendeckungen cotoyirten den Marsch des Gros, um die versprengten Insurgenten zu verjagen, und allfallsigem Widerstande zu begegnen. Um 1 Uhr wurde westlich von Poprat eine kurze Rast gemacht, um neue Dispositionen für die Vorrückung bis Stolac zu ertheilen. Von Kremenac östlich gegen die Ebene von Stolac ändert sich der Charakter des Operations - Terrains vollständig. Die Thalsohle, deren Breite bisher wechselnd 1000—2000 Schritte betrug, verengt sich durch Herantreten der Thalbegleitungen auf 200—400 Schritte, so dass die ganze Passage von Kremenac bis kurz vor Stolac ein Defilé bildet, dessen Benützung durch den Besitz der Höhen bedingt ist. Links der Strasse bildet die steile Schlucht des Radimlja-Baches einen Abschnitt im Terrain, welcher die östlichen Ausläufer der Gornja Dubrava von den dominirenden Stolacer Bergen trennt, die steil gegen

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