Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Die Occupation der Hercegovina
330 Die Ereignisse bei Stolac. es, mit einem Verluste von 1 Todten und 5 Verwundeten, das Thor zu sprengen. Die Insurgenten, welche diese Arbeiten durch ein mörderisches Feuer aus den Fenstern, ja selbst vom Dache herab zu hindern gesucht hatten, setzten ihren verzweifelten Widerstand auch dann noch fort, als die Jäger, den Zug des Oberlieutenants v. Sonklar an der Spitze, in das Haus stürmten. Die Vertheidiger fielen bis auf den letzten Mann, das Gebäude ging in Flammen auf. Oberlieutenant von Sonklar musste schwer verwundet aus dem Gefechte gebracht werden; auch Lieutenant Krützner, welcher während des Angriffes mit einzelnen Insurgentenschwärmen, die von Süden her vorzudringen versuchten, im Gefechte stand, wurde verwundet. % Während sich die beim Angriffe verwendeten Abtheilungen sammelten, liess Major Theuerkauf auch noch die 11. Compagnie des Kaiser-Jäger-Bataillons in die Front vorrücken und übernahm nun persönlich die Leitung aller 3 Compagnien, um sie gegen die östlich liegenden Gebäude, den eigentlichen Kern der Position, vorzuführen. Der nächste Augenschein musste jedoch schon überzeugen, dass die Bewältigung dieser Stellung ohne vorhergegangene Beschiessung nur mit ausserordentlichen Opfern erkauft werden könne. Vornehmlich war es nothwendig, die starke Umfassung vorher in Bresche zu legen und den Angriff auf die Kula in der Südecke der Front durch eine intensive Geschützwirkung vorzubereiten. Ueber die vom Major Theuerkauf erstattete Anzeige, erbat sich General-Major Schluderer vom Divisions-Commando einen Zug der schweren Batterie zur Verstärkung, welche in die Position des 19. Jäger-Bataillons gebracht, mit den dort bereits placirten 2 schweren Geschützen das Feuer auf das Angriffsobject concentrirte. Fast eine Stunde lang widerstanden die Mauern des Gehöftes den auf günstigste Distanz mit ausserordentlicher Präci- sion wirkenden Geschützen. Endlich stürzte zuerst der Obertheil der Kula in Trümmer und bald darauf klaffte auch eine Bresche in der Umfassung. Die Jäger-Compagnien waren während der Beschiessung aus dem unmittelbaren Bereiche des Gehöftes in Deckungen zurückgezogen worden, blieben jedoch in ununterbrochenem Feuergefecht mit den Insurgenten, welche trotz der Verheerungen der Geschütz-Projectile keine Miene machten, den Platz zu räumen. Als die Breschen in der Mauer gangbar waren, traf Major Theuerkauf die Dispositionen zum Sturme. Die 1. Compagnie des 33. Jäger-Bataillons hatte den Angriff auf die Westfront auszuführen, während Major Theuerkauf die 11. Compagnie seines Bataillons und 2 Züge der 9. persönlich gegen die Nordflanke führte. Die 10. Compagnie umschloss die Umfassung von der Südseite und hatte ein energisches Feuer gegen die Thüren, Fenster und Dachöffnungen zu richten, sowie jedem Versuche der Insurgenten, durchzubrechen, entgegenzutreten. Eine vollständige Umzingelung des Gehöftes war nicht ausführbar, da die in der Südfront zu verwendenden Abtheilungen allzusehr durch das Feuer der Insurgenten auf der Ilina glavica gelitten haben würden.