Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Die Occupation der Hercegovina
303 musste sich vor der Uebermacht in die Citadelle zurückziehen und war ihr von dem Augenblicke der Einschliessung jede Verbindung nach Aussen hin benommen. Der Mangel an genügenden Nachrichten aus dem gänzlich von der Insurrection beherrschten Südosttheile der Hercegovina und die ungünstige Lage der Stadt Stolac, welche auf drei Seiten von schwer zugänglichen Höhenzügen dominirt, jedes Einblickes in das obere Bregava-Thal entbehrt, waren wohl in erster Linie die Ursachen, dass die Ansammlung so bedeutender insurrectioneller Kräfte nicht wahrgenommen und ihnen nicht rechtzeitig entgegengewirkt werden konnte. Es begann nun jene Reihe von Kämpfen, welche schliesslich mit der vollständigen Niederlage der Insurgenten und dem Entsätze der Hamison von Stolac endeten, die, umringt von einem überlegenen Gegner, mit rühmenswerther Ausdauer allen Entbehrungen trotzend, ihren Posten unter den ungünstigsten Verhältnissen behauptete. Die Ereignisse bei Stolac. Den Schauplatz dieser Gefechte bildet die ungefähr 25klu lange Terrainstrecke, welche sich in südöstlicher Richtung von Doma- novic über das Plateau von Dubrava hinzieht und in dem Stolacko polje endet. Ein relativ gut erhaltener, 5m breiter Fahrweg führt ohne besondere Steilen zwischen der Dolnja und Gornja Dubrava nach Stolac. Ausserhalb des Weges gestattet das abwechselnd mit Culturen und Waldparcellen bedeckte Terrain, wenn auch stellenweise mit Schwierigkeit, die Verwendung der Infanterie in geöffneter Ordnung. Die in der Dolnja Dubrava gelegenen Orte Crnici, Oladinici, Kremenac, Prenj (katholische Pfarre mit solid gemauerter Kirche) und Poprat sind so wie Jasoc, Trebanj, Domanovic in der Gornja Dubrava, Dörfer mit theils gemauerten und mit Steinplatten gedeckten Häusern, theils elenden Hütten mit Strohdächern, welche meist auf überhöhenden Punkten in kleinen Gruppen vereint, von Wichtigkeit für die Gefechtsführung sind. Das kleine, gut cultivirte Becken von Stolac (Stolacko polje) wird nördlich durch die Felsenmasse des Hrgat begrenzt, dessen südlichem Fusse die zwei niedrigeren Parallel-Rücken Komanje brdo und Krizevac vorliegen, welche das Engthal der Bregava bilden. Südlich und östlich wird das Stolacer Becken von dem Kegelberge Dorsnik und dem gestreckten Rücken des Bacnik abgeschlossen, welch’ letzterem nördlich eine ziemlich gestreckte Terrasse mit steil gegen das Becken abfallendem Rande vorliegt. Trotz so mancher Milderungen verleugnet die Terrainstrecke Domanovic-Stolac doch nirgends den überall vorschlagenden Karst- Charakter. Zerklüfteter Boden, seltenes Vorkommen trinkbaren Wassers erschweren auch hier das Vordringen der Truppen, während die taktischen Vortheile des Bodens fast durchaus dem Gegner zu Gute kommen. 22*