Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Die Occupation der Hercegovina
302 Die Ereignisse bei Stolac. dumpfer Gährung befindlichen Bevölkerung von Mostar in Verbindung standen und sowohl die Hauptstadt, als auch Blagaj mit Ueberfällen bedrohten. Ein energischer Schlag in dieser Richtung hin war ein Gebot der Nothwendigkeit. Bevor jedoch das Divisions-Commando die hierauf bezüglichen Dispositionen treffen konnte, langte am Abend des 15. August ein Bericht des k. und k. diplomatischen Agenten in Cetinje, Oberstlieutenants v. Thömmel ein, welcher einen Angriff der Insurgenten aus Korjenici und Trebinje auf Stolac signalisirte. Bei dem Mangel an näheren Details und mit Rücksicht auf die Wahrnehmungen, welche erst kürzlich hinsichtlich des Standes der Insurrection im Stolacer Bezirke gemacht worden waren, hatte FML. Baron Jovanovic keinen zwingenden Grund, der avisirten Bewegung der Insurgenten einen solchen Werth beizulegen, welcher ihn hätte veranlassen können, seine Absichten gegen Nevesinje aufzugeben. Es sprachen vielmehr zahlreiche Gründe dafür, dass die Bedrohung von Stolac mehr den Charakter einer Demonstration haben dürfte, welche durch eine entsprechende Kraftentfaltung rasch paralysirt werden könne. Demzufolge erhielt General-Major v. Schluderer am Morgen des 16. den Auftrag, mit dem Brigadestabe, dem 3. Kaiser-Jäger-Bataillon (Major Theuerkauf), der Gebirgs-Batterie Nr. 2/XI (Oberlieutenant Bandy) und 1 Zug Divisions-Cavallerie über Domanovic gegen Stolac vorzugehen; das 19. Jäger-Bataillon wurde angewiesen, l/2 Compagnie an der Krupa zum Schutze der Brücke zurückzulassen und dann mit dem 4. Zuge der schweren Batterie aus der Stellung Domanovic- Pocitelj gleichfalls in der Richtung von Stolac vorzurücken und im Vereine mit dem Detachement des General-Major v. Schluderer den dortigen Bezirk von Insurgenten zu säubern. Oberst Babic blieb mit dem 2. und 3. Bataillon des 32. Infanterie-Regimentes, einem Zuge der schweren Batterie und einem Zuge Divisions-Cavallerie vorläufig noch auf dem Lagerplatze der 3. Gebirgs- Brigade zurück, um Blagaj, Buna und die Dubrava gegen Nevesinje zu sichern, hatte jedoch den Auftrag, bereit zu sein, auf das erste Aviso des General-Major v. Schluderer demselben mit dem 3. Bataillon nachfolgen zu können. Diese Vorkehrungen erachtete das Divisions-Commando unter den gegebenen Verhältnissen für genügend. Sobald die Ruhe im Stolacer Bezirke wieder hergestellt sein würde, gedachte FML. Baron Jovanovic, über Podporim vorgehend, zunächst die bei Zimje stehenden Insurgenten anzugreifen und über Konjica mit dem 13. Armee-Corps Fühlung zu gewinnen, dann über Nevesinje gegen Gaclco vorzudringen. Ganz unerwartet nahmen aber die Ereignisse eine Wendung, welche die Pläne des Divisions-Commando’s wesentlich modificirte und successive die Vereinigung der gesammten Kraft im Südosten noth- wendig machte. Die Insurgenten hatten sich überraschend schnell und in bedeutender Stärke gegen Stolac gewendet und die Stadt am 16. August, 7 Uhr Früh, vollständig eingeschlossen. Die Besatzung