Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Occupation der Hercegovina

Vom Einmärsche bis zur Besetzung von Mostar. 291 Jovanovic Deputationen der Bevölkerung aller Confessionen, der Geist­lichkeit und der Stadtbehörden, welche ihn ihrer Ergebenheit und bedingungslosen Unterwerfung versicherten. Um 11 Uhr Vormittags rückte er an der Spitze der 2. und 3. Gebirgs-Brigade in Mostar ein, während 2 Bataillone und 1 Batterie der ersteren die beherrschenden Höhen des Hum besetzt hielten. Der Einmarsch in die Stadt vollzog sich in musterhafter Ordnung und unter sichtlich sympathischer Theilnahme der christlichen Bevöl­kerung; die muselmännische bewahrte ihren würdevollen Ernst. In der Hauptstrasse, gleich hinter der Narenta - Brücke defilirten die Truppen vor dem Commandirenden; die Klänge der Volkshymne schlossen die erhebende Feier, nach welcher unmittelbar die definitive militärische Besetzung vorgenommen wurde. Während die 1. Gebirgs-Brigade unter Festhaltung der Höhen am linken Narenta-Ufer ein Lager nördlich der Stadt bezog, nahmen die 2. und 3. ihre Biwaks südlich derselben; der Konak blieb mit 2 Compagnien besetzt. Ausser bedeutenden Vorräthen an Kriegsmateriale aller Art, fanden sich in Mostar 29 laffetirte Geschütze, 3116 Gewehre neueren Systems, worunter an 2000 Hinterlader, dann noch grosse Mengen von Waffen und Ausrüstungsstücken für alle Truppenkörper. In den 5 Pulverthürmen und mehreren Magazinen in der Stadt wurden weit über 1 Million Gewehrpatronen, an 12.000 Geschütz-Projectile und bedeutende Pulvervorräthe vorgefunden. Ausserdem konnte mit vollster Bestimmtheit angenommen werden, dass noch zahlreiche Gewehre und Munitions-Vorräthe in den Händen der Bevölkerung und in sichern Verstecken sich befänden. Mit der Besitzergreifung von Mostar hatten sich die Voraus­berechnungen des Commandanten der XVIII. Truppen-Division auf’s glänzendste erfüllt; der vollständigste Erfolg rechtfertigte die seltene Beharrlichkeit, mit der FML. Baron Jovanovic sein Ziel verfolgt hatte. Binnen wenigen Tagen und fast ohne allen Verlust standen die k. k. Truppen in der Hauptstadt der Hercegovina, war die Insurrec­tion in ihrem innersten Lebensnerv getroffen. Und diese Erfolge waren nicht das Resultat einer Reihe glücklicher Zufälle, wie sie der Krieg wohl mit sich bringt, sondern das Ergebniss tiefdurchdachten, auf die genaue Kenntniss der eigenthümlichen Verhältnisse basirten Handelns. Die Ausdauer und Hingebung der Truppen schuf die geniale Idee zur folgenreichen That. Die Einleitung des Vormarsches machte alle feindseligen Vor­kehrungen der Gegner unwirksam, sowie auch die kraftvolle Macht­entfaltung bei Citluk weniger auf die Besiegung des weit schwächern Gegners, als in weitblickender Voraussicht auf den Besitz von Mostar gerichtet war. Ueberblickt man die einem hartnäckigen Widerstande unge­wöhnlich günstige Position von Mostar, die ursprünglich bedeutende Anzahl der Vertheidiger und die Masse des vorhandenen Kriegs­materiales, welches denselben zur Verfügung stand, so erscheint die

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