Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Occupation der Hercegovina

288 Vom Einmärsche bis zur Besetzung von Mostar. festzustellen war, welch’ letztere aber mit 50 nicht zu hoch gegriffen sein dürfte. Getödtete Insurgenten wurden 6 auf dem Gefechtsfelde gefunden, dagegen liess der Gegner 32 Gefangene, 1 Fahne und über 100 Gewehre — meist System Snider — in den Händen der k. k. Truppen zurück. Das so überaus schwer gangbare und wenig übersichtliche Terrain erschwerte den Ueberblick und die Gefechtsleitung. So einfach auch der Verlauf des Gefechtes war, so gestattete derselbe doch schon jene Wahrnehmungen zu machen, welche, durch die Eigenthümlichkeit der Bodenbeschaffenheit bedingt, modificirenden Einfluss auf die allge­meinen taktischen Grundsätze nahmen. Als unabweisliche Nothwendig- keit wurde erkannt, sowohl die Unterstützungen, als auch die Reserven, bei stets sorgfältiger Bedachtnahme auf deren Deckung, möglichst nahe an die vorderste Gefechtslinie heranzuziehen, weil der Commandant dadurch allein im Stande ist, selbe im entscheidenden Momente zur Geltung zu bringen. Abtheilungen, die sich nur einigermassen entfernt halten, können weder rechtzeitig Befehle zum raschen Eingreifen über­mittelt werden, noch sind sie in der Lage, sie mit einiger Aussicht auf thatsächlichen Erfolg in Vollzug zu setzen. Durch die Aussagen der Gefangenen *) sowohl, als auch aus anderen Mittheilungen und Wahrnehmungen stellte es sich als unzweifelhaft heraus, dass auch Christen (Katholiken) an dem Widerstande gegen den Einmarsch der Occupations-Truppen theilgenommen und in den Reihen der Insurgenten gekämpft hätten. Obwohl nun versucht wurde, diese nicht wegzuleugnende Thatsache auf Rechnung des Zwanges zu setzen, den die Muhammedaner auf die übrige Bevölkerung aus­übten, so gab doch die eigene Beobachtung Anhaltspunkte genug, um die Entwaffnung der im Bereiche der Occupations-Truppen liegenden, grösstentheils von Christen bewohnten Orte als nothwendig erscheinen zu lassen. V Zur Durchführung dieser Massregel in Citluk und Umgebung, und zur Sicherung der Verbindungslinie bestimmte FML. Jovanovic eine Compagnie als ständige Besatzung in diesem Orte, welche vorerst der Garnison von Ljubuski zu entnehmen war. Vorrückung nach Mostar. Der Commandirende ordnete für den Morgen des 5. die weitere Vorrückung nach Mostar an. Nun durch das Gefecht bei Citluk die Operations-Richtung der k. k. Truppen nicht länger mehr verborgen bleiben konnte, drängten die Ereignisse zu raschem Handeln, und FML. Baron Jovanovic war um so mehr gewillt, die günstigen Chancen des Erfolges vom Vortage kräftigst auszunützen, als den Insurgenten bei Mostar eine vorzügliche Stellung zu Gebote stand und die einlan­genden Nachrichten gleichfalls darauf hindeuteten, dass man sich vor und in der Stadt zum Widerstande vorbereite. *) Dieselben wurden nach Torre di Norino abgeführt.

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