Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Occupation der Hercegovina

Vom Einmärsche bis zur Besetzung von Mostar. 289 Mostar1), in einem engen, von Nord nach Süd ziehenden Thale, an beiden Ufern der Narenta und an der Mündung des Radbolja- (Radobolje-) Baches gelegen, zählt ungefähr 1000 steinerne, mit Stein­platten gedeckte Häuser, von denen einige im europäischen Style gebaut, 1—2 Stockwerke hoch sind; ferner 38 Moscheen, 2 griechische und 1 katholische Kirche, 1 Caserne für 1 Bataillon, 1 Militär-Spital für 60—80 Mann. Die 15.000 grösstentheils wohlhabenden Einwohner betreiben einen lebhaften Handel mit Dalmatien und nach dem Innern des Landes. Eine, der Sage nach von Kaiser Trajan erbaute, 80 Schritt lange und 4m breite Brücke *) führt in einem mächtigen, steilgewölbten Bogen von 20ra Höhe und 28m Spannweite innerhalb der Stadt über die hier sehr reissende Narenta, deren 7—9ra hohe, brüchige und felsige Ufer das Durchwaten selbst bei niederem Wasserstande nahezu unmöglich machen. An den Brücken-Enden befindet sich je ein zwei­stöckiger, mit Schiessscharten versehener, massiver, aber verwahrloster Thurm. Im Innern der Stadt ist das Amtsgebäude der Provinzial- Regierung (Konak, auch Castell genannt) mit einer hohen Mauer im Viereck umgeben, an dessen Nordwestseite sich ein bastionartiger, mit Geschützen armirter Vorbau befindet, welcher theils zur Flankirung, theils zur Beherrschung des nördlichen Stadttheiles dient. An den Enden der Ostseite stehen viereckige Thürme ohne Scharten. Eine eigentliche Umwallung besitzt die Stadt nicht, doch ist der Eintritt in dieselbe nur durch Thore möglich, welche mit den anstossen- den Häusern und deren Hofmauern eine förmlich geschlossene Um­fassung bilden. Durch seine Lage sperrt Mostar den Haupt- und einzigen Handels­weg von Metkovic nach Sarajevo und beeinflusst die militärischen Operationen aus Dalmatien nach Bosnien und im Narenta-Thale über­haupt. Letzteres ist unmittelbar unterhalb der Stadt durch die Abhänge des Podvelez und des Hum auf 400, das Flussbett selbst auf 60—100 Schritte eingeengt, wodurch in Verbindung mit dem bergigen Nebenterrain ein, besonders gegen Süden leicht zu verteidigendes Defilé gebildet wird. Durch die Befestigung der umgebenden Höhen würde Mostar jedes Eindringen in das obere Narenta-Thal wehren; hinsichtlich des Vormarsches der XVHI. Truppen-Division wäre jedoch schon die entsprechende Besatzung des Hum am rechten, und des Podvelez am linken Ufer ausreichend gewesen, um sowohl den Angriff auf die Stadt, als auch deren Behauptung von dem Erfolge blutiger Kämpfe abhängig zu machen. Der Weg von Citluk nach Mostar folgt ungefähr 10kra lang einer nordöstlichen Richtung, wendet sich dann bei Cote 305 in vielen scharfen Serpentinen gegen Ost, umgeht, die Jasenica übersetzend, in ■) Siehe Tafel VIII. *) Die Erbauung der Brücke durch die Römer wird vielfach angezweifelt; neuere Erhebungen deuten auf den ersten türkischen Gouverneur Bosniens als den Erbauer hin.

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