Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Occupation der Hercegovina

Vom Einmärsche bis zur Besetzung von Mostar. 279 Das ganze Verhalten der Türken machte auf Hauptmann Des- sovic den Eindruck, als seien sie entschlossen, dem Vorgehen der k. k. Truppen mit Waffengewalt entgegenzutreten; er konnte ferner auch die Richtigkeit der bisher eingelangten Nachrichten über die Verhält­nisse in Ljubuski bestätigen, wo hauptsächlich die dorthin geflüchteten Niksicianer die Aufregung unterhielten und die Bevölkerung zum Widerstande bis zum Aeussersten aufstachelten. Indess schien jedoch eben dieses Einmengen eines fremden Elementes Anlass zur Parteiung und Unschlüssigkeit gegeben zu haben, welche durch die überraschende Machtentfaltung der k. k. Truppen nur noch vermehrt wurde. Ins­besondere war der Militär - Commandant augenscheinlich im Zweifel über sein ferneres Verhalten. Noch spät am Abend entsendete er einen Hauptmann der Besatzung in’s Lager, um neuerliche Verhand­lungen mit FML. Baron Jovanovic anzuknüpfen, die aber nach nichts­sagenden Discussionen auch wieder in der Erklärung gipfelten, dass die türkischen Truppen Mangels an Instructionen nicht abziehen könnten. Besetzung von Ljubuski. Gegenüber den höchst unsicheren allgemeinen Zuständen und der geringen Autorität, welche offenbar die Behörden in Ljubuski besassen, Hessen die Erklärungen des türkischen Militär - Commandanten nur wenig Aussicht auf einen friedlichen Verlauf. FML. Baron .Tovanovió ordnete in Folge dessen für den 2. August die Vorrückung der 1. und 2. Gebirgs-Brigade auf Kloster Humac und die Besetzung Ljubuski’s an. Ersteres ist sehr solid gebaut, zur Vertheidigung geeignet und beherrscht die Uebergänge über den Trebizat. Ljubuski, ein Städtchen 7 Reitstunden von Mostar, mit circa 200 Häusern und einer Kirche, ist militärisch durch das dort befind­liche Castell „Grad Ljubuski“ wichtig. Ursprünglich eine starke Berg­feste, ist es jetzt wohl vernachlässigt, immer aber noch eine der best­erhaltenen Fortificationen in der ganzen Hercegovina und krönt eine Kuppe des von Nord nach Süd streichenden, das Ljubuski-Becken abschliessenden felsigen Bergzuges. Die Feste beherrscht den tiefer am Hange liegenden Ort, sowie die von der dalmatinischen Grenze über die Beckensohle führenden Communicationen, dann das östlich anliegende Hochland von Brotnjo mit dem verwahrlosten Wege nach Mostar. Die Dispositionen des Divisions-Commando’s waren mit Rücksicht auf einen möglichen Widerstand getroffen und betrafen in erster Linie die Herstellung der Trebizat-Briicke, welche, 80m lang, auf 10 gemau­erten Pfeilern den Fluss übersetzt, durch das Fehlen der Brücken­decke aber unprakticabel war. Die 1. und 2. Gebirgs-Brigade hatten sodann bis Kloster Humac vorzurücken, die 3. Brigade ihren Marsch von Tihaljina über Vitina gegen Ljubuski fortzusetzen. Da jedoch, nach den im Laufe der Nacht eingelangten Meldungen, nicht mit Bestimmtheit auf das rechtzeitige Eintreffen dieser letzteren gerechnet werden konnte, so wurde mit

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