Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Occupation der Hercegovina

278 Vom Einmärsche bis zur Besetzung von Mostar. Das 7. Jäger-Bataillon hatte mit je '/2 Bataillon die Brücken hei Mlndi und Grab besetzt und */2 Compagnie in S. Marco zurückgelassen. Die 3. Gebirgs-Brigade hatte sich um 6 Uhr Morgens im Lager hei Kamenmost concentrirt und unmittelbar darauf den Marsch über Bunovic und Drinovce nach Tihaljina angetreten, wo sie um 6 Uhr Abends biwakirte. Die Marschleistungen der Truppen an diesem Tage gingen weit über das gewöhnliche Mass hinaus; insbesondere stellte das ausser­ordentlich schwierige Terrain zwischen Imoski und Tihaljina, obwohl diese Strecke nur 4‘/a Reitstunden beträgt, die höchsten Anforderungen an die 3. Gebirgs-Brigade. Von Kamenmost bis zur Grenze folgte dieselbe einem zur Noth fahrbaren Wege, der sich jedoch auf hercegovinischem Boden nur als äusserst schwer gangbarer Saumweg, oft sogar nur als kaum kennt­licher Fusspfad fortsetzte. Obwohl die Brigade gleich nach Ueber- schreitung der Grenze genöthigt war, Mann hinter Mann zu marschiren, so ging der Marsch bis Drinovce dennoch fliessend und ohne Stockung vor sich. Vom Ausflusse des Tihaljina-Flusses aus dem Krenica jezero hebt sich der Weg in ungemein steilen Serpentinen und führt als schmaler Fusssteig an Abgründen entlang bis Tihaljina. Um die Trag- thiere über diese gefährliche Strecke zu bringen, mussten die Koppeln gelöst und fast ein halbes Bataillon als Pferdeführer verwendet werden. In Folge dieser Aufenthalte war es fast Mitternacht, als die Trains der Truppen im Lager eintrafen; die Verpflegs-Colonne aber, welche erst um 2 Uhr Morgens zu den Serpentinen gelangte, konnte bei der völligen Erschöpfung der Tragthiere die Schwierigkeiten des Bodens nicht mehr bewältigen; sie musste unter Bedeckung des die Nachhut bildenden 3. Bataillons vom Infanterie-Regiment Nr. 32 den Rest der Nacht auf den gefährlichen Stellen zubringen und rückte erst am Morgen des 2. August im Biwak ein. Die Ausdauer der Truppen überwand jedoch alle Hindernisse ohne Beeinträchtigung ihrer Schlag­fähigkeit, und es wurde noch in der Nacht vom 1. bis 2. August die Verbindung zwischen der 3. Gebirgs - Brigade und dem Gros der Division hergestellt. Am Abend des 1. August traf endlich auch Hauptmann Dessovic im Divisions-Stabsquartier ein. Der Erfolg seiner Sendung war kein günstiger. Nach dreistündigem Warten erst gelang es ihm, eine Unter­redung mit dem Commandanten, dem Kadi und drei Mitgliedern der Medschlis von Ljubuski zu erlangen. Nachdem Hauptmann Dessovic den Einmarsch notificirt und die kaiserliche Proclamation übergeben hatte, erklärten die türkischen Abgesandten auf das entschiedenste, dass der Einmarsch unberechtigt sei und sie den k. k. Truppen keines­falls erlauben könnten, die Grenze zu überschreiten, bevor nicht hierauf bezügliche Weisungen von Mostar oder Constantinopel einlangten. Sie protestirten in aller Form gegen jedes weitere Vorrücken und machten den kaiserlichen Commandanten für alle Folgen aggressiver Hand­lungen verantwortlich.

Next

/
Thumbnails
Contents