Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Operationen der XX. Infanterie-Truppen-Division bis zum Eintreffen in Doboj

Nachhutgefechte bei Dubosnica und Gracanica. 267 Der Zusammenstoss zwischen der am 13. nach Gracanica entsendeten Abtheilung des Regimentes Alexis unter Zugsführer Fried und den Insurgenten auf dem Kamme der Majevica planina hatte bewiesen, dass die Verbindung zwischen Gradacac und der Division unterbrochen. Stündlich mehrten sich die Anzeichen des Umsichgreifens des Auf­standes. Auch in Gradacac, wo noch wenige Tage zuvor eine Depu­tation der Notabein bei Hauptmann Manojlovic der unbedingten Er­gebenheit der Stadt warmen Ausdruck gegeben, begann zumindest der muhammedanische Theil der Bevölkerung feindliche Gesinnung zu zeigen. Als daher die Nachricht vom Abmarsche der Division nach Doboj in Gradacac eingetroffen, überdies am Vormittage des 14. die Ermäch­tigung angelangt, gegebenen Falles Gradaöac aufzugeben und bei Türkisch-Samac eine Stellung zu beziehen, fügte Hauptmann Manojlovic sich der Nothwendigkeit, den exponirten Punkt aufzugeben und Vor­bereitungen zum Abmarsche zu treffen. Eines der türkischen Geschütze wurde zum Transporte einge­richtet, die nothwendigen Bespannungen requirirt, der Rest der Geschütze, dann sämmtliche übrigen, im Castell befindlichen Waffen und Munitions- Vorräthe unbrauchbar gemacht, die Befestigungsarbeiten so weit thunlich zerstört, die Verpflegsvorräthe dem Kaimakam übergeben. Um 2 Uhr Nachmittags war dies beendet und standen die Truppen zum Abmarsche bereit. Das Nichteintreffen eines Reconvalescenten - Transportes, dessen Abmarsch telegraphisch von Türkisch-Samac angezeigt worden, zeigte übereinstimmend mit allen übrigen Nachrichten, dass die directe Ver­bindung zwischen Gradaöac und Samac unterbrochen sei. Hauptmann Manojlovic beschloss daher, den Weg über Skugric und Modric einzu­schlagen und trachtete durch Verbreitung falscher Nachrichten über die gewählte Marschrichtung den Gegner zu täuschen. Nach 3 Uhr, nicht ohne früher aus einigen Häusern beschossen worden zu sein, verhess die Colonne Gradacac und traf nach beschwerlichem Marsche durch die versumpfte Sohle des Ilovaca-Baches 6 Uhr Abends bei Skugric ein. Bei diesem Orte, dann während des ferneren Marsches bei Modric, Garevo, Milosevac und Crkvina wurden die k. k. Truppen mit Flintenschüssen empfangen. Die Insurgenten hielten sich aber, wahrscheinlich durch die wiederholt abgegebenen Schüsse des mit­geführten Geschützes eingeschüchtert, in bescheidener Entfernung; die Dunkelheit machte deren Feuer gänzlich wirkungslos und gegen 1 Uhr Morgens konnte das Detachement ohne Verlust in vollster Ordnung, wenn auch erschöpft, Türkisch-Samac erreichen. Hier war auch der am Vortage vergebens in Gradacac erwartete Reconvalescenten-Transport eingetroffen, nachdem er auf dem Marsche durch 300—400 Insurgenten von allen Seiten angegriffen worden und nur unter empfindlichen Verlusten sich durchzuschlagen vermocht4). *) *) Theils todt, theils verwundet fielen in Feindeshand: vom Regimente Alexis Nr. 39: 4 Mann; vom Regimente Czesarewitsch Nr. 61: 6 Mann; vom Reserve-Regi- mente F. Freiherr v. Philippovic: 1 Mann; sonach im Ganzen 11 Mann. Österr. militiir. Zeitschrift 1879. (Mittheilungen dea Kriegs-Archivs.) 19

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