Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Operationen der XX. Infanterie-Truppen-Division bis zum Eintreffen in Doboj
Nachhutgefechte bei Dubosniea und Gracanica. 263 den Höhen der Paklanica und Tribova-Betajn planina nicht mindere Gefahr drohe, als der Verbindungslinie der Haupt-Colonne im Bosna-Thale. War es nach den Erfahrungen der letzten Tage auch sicher, dass die Behauptung der Stellung von Gracanica gegen feindliche Angriffe keine besonderen Schwierigkeiten bereiten werde, so mussten doch anderseits die Sicherung des auf den schlechten Weg im Spreca-Defilé gewiesenen Trains, die Einrichtung des Nachschubes von Doboj her und der Schutz der Strasse im Bosna-Thale, bei längerem Verbleiben nächst Gracanica kaum ausführbar erscheinen. Aehnliche Verhältnisse wie am 10. vor Tuzla waren es sonach, die FML. Graf Szápáry bewogen, seine Stellung aufzugeben und den Marsch nach Doboj anzutreten. Um 2 Uhr Nachmittags, nachdem früher noch das Spital in Gracanica geräumt worden, wurde die Divisions-Sanitäts-Anstalt mit allen Kranken und Verwundeten, bald auch der Rest des Trains über Klo- kotnica gegen Doboj in Marsch gesetzt und das dortige Etapen-Com- mando aufgefordert, vorläufig die Einrichtung einer Bosna-Ueberfuhr bei Kostajnica nach Thunlichkeit zu betreiben. Gleichzeitig war dasselbe angewiesen worden, dem 13. Corps-Commando telegraphisch Meldung vom Rückmärsche der XX. Infanterie - Truppen - Division zu machen. Inzwischen hatte östlich Graöanica das Gefecht grössere Dimensionen angenommen. Immer mehr Truppen wurden in den Kampf verwickelt. Der Divisions-Commandant, zunächst bestrebt, wegen Sicherung seiner Rückzugslinie das linke Spreca-Ufer zu säubern, hatte unter Hauptmann Wiesner die 14. und 16. Compagnie vom Reserve-Regiment Freiherr v. Philippovic Nr. 70, dann eine Compagnie des 61. Regimentes, welche auf Vorposten an der Spreca-Brücke gestanden, gegen 4 Uhr Nachmittags auf das linke Ufer vorgeschoben. Hauptmann Wiesner rückte durch die Thalsohle bis an die jenseitigen Begleitungshöhen, warf die hier angesammelten Insurgenten in die Wälder der Paklanica planina und zog sich dann flussaufwärts zur Unterstützung der am rechten Ufer kämpfenden Abtheilungen. Dichtes Buschwerk, zahlreiche Tümpeln, insbesondere ein Sumpf im Ueber- schwemmungs-Rayon der Spreca, verzögerten diesen Marsch, so dass das Gefecht am jenseitigen Ufer schon abgebrochen war, als Hauptmann Wiesner an Ort und Stelle eintraf. Vom beschwerlichen Marsche erschöpft, kehrte dieses Detachement spät am Abende an die Spreca-Brücke zurück, an welcher Hauptmann Jaklenovic mit der 14. Compagnie zurückblieb, während die 16. später mit der 13. und 15. Compagnie vereint zur Verstärkung der Trainbedeckung gegen Doboj abrückte. Zu viel heftigeren Zusammenstössen war es nördlich der Spreca gekommen, wo inzwischen auf den dominirenden Höhen am linken Flügel auch die 7. und 8. Compagnie vom Regimente Alexis eingetroffen waren. Es standen zwar jetzt die Insurgenten von ihrer Absicht, längs den Höhen durchzudringen, ab, doch nur um sich mit aller Kraft auf den rechten Flügel der k. k. Truppen zu werfen.