Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Operationen der XX. Infanterie-Truppen-Division bis zum Eintreffen in Doboj
Nachhutgefeelite bei Dubosniea uud Gracanica. 261 Am 12. August war im Laufe des Vormittages die Division bei Gracanica eingetroffen. Die Truppen und die Train - Colonnen lagerten südlich des Ortes am rechten Ufer der Spreca. Die Vorpostenlinie umschloss das Lager nach allen Seiten, während Gracanica, wo die Euhe seit 4. August nicht gestört worden, durch ein halbes Bataillon (18. und 19. Compagnie) des Reserve - Regimentes Freiherr von Philippovic Nr. 70 unter Major von Halper besetzt blieb. Weit ausgehende Patrullen, geleitet von türkischen Zaptiés, durchstreiften die Gegend, ohne vom Gegner etwas zu bemerken. Im Lager wurden zum Schutze gegen die immer gleich ungünstige Witterung Hütten aus Flechtwerk erbaut. Requisitionen hatten die nöthigen Lebensmittel für einige Tage sichergestellt; Mangel an Munition begann jedoch fühlbar zu werden. FML. Graf Szápáry hatte beschlossen, so lange als thunlich bei Gracanica zu verbleiben. Wohl standen von hier aus drei Marschlinien der Division zur Verfügung, da diese sich über Gradacac nach Samac an die Save wenden, oder einerseits über das Ozren-Gebirge nach Maglaj, andererseits im Spreöa-Thale nach Doboj an die Bosna rücken konnte. Die Linie an die Save konnte aber für Fortsetzung des Marsches unter den gegebenen Verhältnissen nicht mehr in Betracht kommen. Im Angesichte eines durch partielle Erfolge gehobenen Gegners, mit einer Train-Colonne von nahezu 1000 Wagen, das im hellen Aufstande befindliche Gebirgsland auf einem Wege zu durchziehen, auf welchem man beim Vormarsche in fast 6 Tagen nicht 30km zurückzulegen vermocht, war mehr als gefährlich. Abgesehen davon, dass mit dem Auf geben des Spreca-Thales die an der Bosna laufende Verbindungslinie der schon tief in das Herz Bosniens eingedrungenen Haupt-Colonne in der bedenklichsten Weise blossgestellt worden wäre, was FML. Graf Szápáry um jeden Preis vermeiden wollte. Von den zwei von Gracanica in’s Bosna-Thal führenden Wegen durchzieht jener nach Maglaj mit schwieriger Trace das Waldgebirge der Paklanica und erreicht das Bosna-Thal im engen, jede Truppen-Entwick- lung verwehrenden Defilé, während der überdies kürzere Weg im ziemlich breiten Spreöa-Thale nach Doboj führt, wo die Terrain-Verhältnisse ermöglichen, durch eine Aufstellung die Bosna-Thal-Strasse zu decken. Diese Verhältnisse bewogen FML. Graf Szápáry, den Weg im Spreöa-Thale für eine etwa nothwendig werdende Fortsetzung des Rückmarsches in’s Auge zu fassen und vorläufig für dessen Einrichtung als Etapenlinie Sorge zu tragen. Der 12. August verging in vollständiger Ruhe. Die Erfahrungen am Vortage hatten die Insurgenten gewitzigt; nur langsam waren sie den kaiserlichen Colonnen gefolgt, und erst am Nachmittage des 13. erschienen ihre Spitzen vor Gracanica. An diesem Tage standen auf Vorposten: das 1. Bataillon des Linien-Infanterie-Regimentes Grossfürst Alexis Nr. 39 längs der Höhen östlich Graöanica mit dem rechten Flügel an die Spreca gelehnt, während das 3. Bataillon dieses Regimentes, dann die 3. und 4. Com18*