Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Operationen der XX. Infanterie-Truppen-Division bis zum Eintreffen in Doboj

256 Gefechte bei Dolnja Tuzla. der Operations-Linie und der Ausbreitung und Organisation des Auf­standes sich bis in’s Ungemessenste steigern. Der Gefahr des Mangels an Lebensmitteln, insbesondere aber an Munition, musste FML. Graf Szápáry bei weiterer Fortsetzung der Operationen unbedingt entgegen­sehen. Im besten Falle konnte er daher hoffen, Dolnja Tuzla zu errei­chen und sich hier zu behaupten. Der Durchführung seiner in der Pacificirung der Posavina gipfelnden Aufgabe war er aber dann kaum näher, als beim Ueberschreiten der Save. Ohne der vollständigen Ent­waffnung der kriegerischen Posavina konnten die k. k. Truppen sich nie und nimmer als Herren des Landes betrachten. Dazu fehlte aber vorläufig die Kraft. Die Ueberzeugung, dass bei Fortsetzung der Angriffe gegen Dolnja Tuzla jetzt Viel, ja Alles gewagt werden, der Erfolg aber nur ein sehr problematischer bleiben müsse, bewog FML. Graf Szápáry das Erkämpfte aufzugeben und den schweren Entschluss zum Rück­züge nach Gracanica zur Ausführung zu bringen. Dieser sollte durch den linken Flügel begonnen und mit Ein­bruch der Nacht durchgeführt werden. Dem 13. Armee-Corps-Commando wurde von diesem Entschlüsse die Meldung erstattet und beigefügt, dass die Division wohl trachten würde, sich bei Gracanica zu behaupten, dass aber der Bau einer Brücke bei Doboj und der von dort aus einzuleitende Nachschub an Lebensmitteln und Munition dringend nothwendig sei *). Nachdem kurz zuvor schon der zweite, mit der Tete in der Nähe von Han Pirkovac angelangte Colonnen-Staffel zum Rückmärsche nach Gracanica beordert worden, ergingen nun gegen 3 Uhr die Befehle zum Abbrechen des Gefechtes und zum Marsche nach Dubosnica. Vier Uhr Nachmittags war es, als Oberstlieutenant Morocutti auf dem äussersten linken Flügel diesen Befehl, und zwar in dem Augen­blicke erhielt, als der Gegner eben zu neuem Angriffe angesetzt. Starke Insurgentenschaaren, drei Fahnenträger an ihrer Spitze, griffen von den Höhen der Majevica planina kommend, den linken Flügel sichtbar mit der Absicht an, sich der theilweise im Rücken der k. k. Truppen liegenden Höhe (B) zu bemächtigen. Die 3. und 4. Compagnie des Regimentes Czesarewitsch unter Hauptmann Steiner, seit längerer Zeit hier zum Schutze der linken Flanke durch Oberstlieutenant Morocutti aufgestellt, empfingen stehenden Fusses die mit grosser Kühnheit Vorgehenden. Im richtigen Augenblicke abgegebenes Schnellfeuer brach bald die Wucht des Angriffes. Durch bedeutende Verluste in seinem Halte erschüttert, verzichtete der Gegner auf den weiteren Angriff und Hauptmann Steiner konnte, die so ent­standene Pause benützend, sich mit den übrigen Compagnien vereinen. Nachdem Hauptmann Totzauer mit der 9cm Batterie Nr. 5 die Höhe von Moluka kurz zuvor verlassen, trat Oberstlieutenant Morocutti *) Dieser Bericht traf am 12. August zu Zenica im Hauptquartiere des Feld­zeugmeisters ein.

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