Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Operationen der XX. Infanterie-Truppen-Division bis zum Eintreffen in Doboj

248 Gefechte bei Dolnja Tuzla. die braven Compagnien gegen überlegene Insurgenten, welche den Vortbeil der Ueberhöhung auszunützen wussten, während ihr Gegner durch Unübersichtlichkeit und Ungangbarkeit des Gefechtsfeldes be­hindert war, seine höher stehende Ausbildung und Feuertechnik zu voller Geltung zu bringen. Erst nach 5 Uhr, nicht ohne empfindliche Verluste, konnten die Insurgenten ins Gebirge zurückgedrängt werden. Der Kampf in dem schwierigen Terrain hatte den takti­schen Verband der Abtheilungen theilweise gelockert, und erst nach einiger Zeit konnten die Compagnien von Czesarewitsch wieder geordnet an den rechten Flügel der in diesem Augenblicke bereits am jen­seitigen Rande der Schlucht, östlich Kuppe A, eingetroffenen Abthei­lungen des Linien-Infanterie-Regimentes Grossfürst Alexis Nr. 39 an- schliessen. Auch diese hatten nicht ohne lebhaftem Gefechte die Schlucht überschreiten können. Erst nach längerem stehenden Feuergefechte, bei welcher Gelegen­heit Hauptmann Láner verwundet worden, hatten die 3 Compagnien den Angriff unternommen. Die Schlucht wurde durchklettert und die jenseits gestandenen gegnerischen Abtheilungen in vollster Unordnung von dem schmalen Rücken hinabgejagt. Der grösste Theil der Geworfenen hatte sich gegen die öst­lichen Höhen gezogen und begonnen, sich oberhalb der ersten Häuser der Stadt, wo neue Schaaren ihrer harrten, zu sammeln. Eine Abthei­lung war aber gegen die Höhen der Ravna Tresnja ausgewichen und belästigte derart die eben vorrückenden Compagnien von Czesarewitsch in der rechten Flanke, dass Hauptmann Tretter mit der 3. Com­pagnie des 39. Regimentes sich für einige Zeit dahin wenden musste, während die 7. und 8. von den eben erkämpften Höhenrücken den Fliehenden durch Schnellfeuer bedeutende Verluste zufügten. Bald nachdem hier auch die Compagnien des 61. Regimentes eingetroffen, schloss sich Hauptmann Geiszberg mit der 2. Compagnie von Alexis an. Diese hatte von Han Pirkovac nach Uebersetzung des Jala-Baches über Ljubac auf den Abhängen der Ravna Tresnja vor­rückend, in der Gegend von Uscina ungefähr 200 Insurgenten aus­einander gesprengt und fast fortwährend im Contacte mit dem Gegner, nach 6 Uhr Abends die Linie der anderen Compagnien erreicht. Bei dieser Streifung war Oberlieutenant Peschka durch einen Schuss in die Brust tödtlich verwundet worden. Sonach waren ungefähr um 6 Uhr 30 Minuten Abends sämnit- liche am südlichen Jala-Ufer verwendeten sieben Compagnien, die schwache auf der Kuppe A zurückgelassene Abtheilung abgerechnet, in ziemlich geschlossener Gefechtslinie vereint. Die unzureichende Anzahl überdies sehr erschöpfter Truppen liess jedoch nicht rathsam erscheinen, in dem jede übersichtliche Leitung verhindernden Gelände, bei hereinbrechender Dunkelheit die weitere Ausbeutung der erkämpften Vortheile zu versuchen, und verstummte mit Anbruch der Dunkelheit das Feuer auf dem rechten Flügel vollends.

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