Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Operationen der XX. Infanterie-Truppen-Division bis zum Eintreffen in Doboj

244 Gefechte bei Dolnja Tuzla. insbesondere der häufige Anschluss aus ihren Garnisonen massenweise unter Mitnahme der Waffen entweichender Nizams und Redifs bosni­scher Nationalität, gab der allgemein verbreiteten Meinung Nahrung, dass die Pforte thätige Hülfe bringen würde. Auch die albanesische Liga sollte schon bereit sein, Tausende von Kriegern den „bosnischen Brüdern“ als Unterstützung zu senden. Offen wurde der heilige Glaubenskrieg gegen die Oesterreicher gepredigt, dem Volke Besorgnisse für die Heiligkeit seiner Moscheen und die Unverletzlichkeit seines häuslichen Herdes eingeflösst, den stolzen Begs mit der Vernichtung ihrer Feudalrechte gedroht. Gewaltmassregeln aller Art mussten das Weitere thun. In Bjelina wurden mehrere Muhammedaner, an vielen Orten widerspen­stige Christen ermordet. Stürmische Volksversammlungen in Dolnja Tuzla, Bjelina, Brcka u. s. w. beschlossen, jeden Widerspruch gewaltsam niederhaltend, bewaffneten Widerstand. Freiwillig oder gezwungen, Betrüger oder Betrogene, mehrten sich die Kämpfer unter der Fahne des Propheten. An Kampfesmitteln fehlte es nicht. Grosse Munitions-Vorräthe, zahlreiche Gewehre neuester Construction waren in das Land geschafft und durch Anschluss eines Theiles der regulären Truppen auch Geschütze in die Hände der Aufständischen gekommen. Bedeutende, von den Volksausschüssen ausgeschriebene, mit Härte eingetriebene Contribu- tionen lieferten die nothwendigsten Geldmittel. Bald fanden sich durch Kriegserfahrung oder Fanatismus hervor­ragende Führer. Ausser den vorerwähnten Agitatoren wurden die Namen: Osman Beg, Bimbaschi aus Zvornik; Ibrahim Bég Pasié aus Gracanica — die Kaimakams von Gracanica und Brcka: Muharem und Begovic Saha-Sazia aus Tuzla u. s. w allgemein genannt. Als die Spitzen der kaiserlichen Truppen das Spreca-Thal erreicht, beherrschte die muhammedanische Actionspartei politisch und militärisch die Situation und hatte das Gros ihrer verfügbaren Kräfte unter Muktia Effendi nach Dolnja Tuzla geworfen. FML. Graf Szápáry musste daher auf einen energischen, von Stunde zu Stunde an Intensität zunehmenden Widerstand treffen, als er am 9. August Morgens im Biwak bei Han Pirkovac Befehl zum Vormarsche auf Dolnja Tuzla ertheilte. Nach eingelaufenen Nachrichten standen 700—800 Insurgenten unmittelbar vor der Vorpostenlinie der k. k. Truppen; waren ferners die Höhen bei Dolnja Tuzla von zahlreichen Schaaren besetzt und neue Zuzüge aus allen Richtungen im Anmarsche. Die Herstellung der Brücke, östlich welcher am 8. der Zusammen- stoss mit den Insurgenten stattgefunden, wurde, da das nothwendige Holz von Weitem herbeigeschafft werden musste, erst am 9. um 9 Uhr Früh vollendet. An die 40. Infanterie-Brigade war gegen 8 Uhr Früh folgender Befehl erlassen worden: „Voi'bereitungen derart treffen, dass gegenwärtig auf die Höhe „in der rechten Flanke entsprechend starke Abtheilungen dirigirt

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