Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (1878)

Das Bildungswesen im österreichischen Heere vom dreissigjährigen Kriege bis zur Gegenwart. (Beitrag zu Culturgeschichte Österreichs.) Nach Originalquellen von Josef Ritter Rechberger von Rechkron, Major im k. k. Kriegs-Archiv

4 Das Bildungswesen im österreichischen Heere Euer fürstliche Durchlaucht verhoffentlich geziemende Satisfaction darob empfinden würden *).“ Mit dieser „Friedländischen Akademie“ war auch eine Equitations- Anstalt verbunden“), für welche 1628 „ein Reuthaus“ gebaut wurde, „darinnen in Winderszeit und im Sommer, wenns regnet, die Rosse reiten“ zu können1 2 1 2 3). Nach wenigen Jahren hatte sich die Zahl der Zöglinge, welche aus Söhnen des Adels und wohlhabender Bürger bestanden, auf 175 gesteigert, aber Wallenstein’s tragisches Ende (1634) setzte nicht nur dieser Schöpfung ein Ziel, sondern es verschwand auch ihre Spur für die unmittelbar folgende Zeit. Was vor dem dreissigjährigen Kriege für die geistige und sitt­liche Bildung gewirkt worden war, hatten dessen Gräuel ebenso wie den materiellen Wohlstand vernichtet. Der Fortschritt in der Cultur blieb nicht blos gehemmt, sondern er erschien fast völlig verwischt. Die durch den unseligen Meinungskampf in den Reihen des Adels entstandenen zahlreichen Lücken füllten sich nach und nach durch den sogenannten „Briefadel“, welchem die von geistlichen Congregationen geleiteten höheren Lehranstalten die Gelegenheit zu wissenschaftlicher Bildung darboten4). Dagegen war der Volksunterricht in Verfall gerathen, und selbst die Jesuiten wirkten auf denselben hauptsächlich nur durch Leitung der sehr verbreiteten Christen-Lehrbruderschaften ein. Erst die Errich­tung von Collegien des Piaristen-Ordens (1652) hatte die Stiftung oder Übernahme eigentlicher Elementar-Schulen zur Folge. Ausser diesen und einzelnen in Österreich für den Jugendunterricht gestifteten weib­lichen Orden, gab es bei den Pfarren derlei Anstalten, durch die „Dominien“ und „Gemeinden“ in’s Leben gerufen, und darum auch von denselben fast vollkommen abhängig. Sie wurden meist nur von Kindern der ärmsten Eltern besucht5). Immerhin waren schon zu dieser Zeit auf pädagogischem Gebiete Männer thätig, welche die Ent­wickelung des Unterrichtswesens auf richtigen Grundlagen vorberei­teten, und unter denselben ist der 1592 in Mähren geborene Arnos Komensky (lateinisch: Comenius6) ob des in seiner „Didactica magna“ enthaltenen Ausspruches, welcher heute noch Beherzigung ver­dient, besonders hervorzuheben: „Die Jugend recht unterrichten, heisst nicht, ihr einen Mischmasch von Worten, Phrasen, Sentenzen und Meinungen, die man von Autoren zusammengelesen, einstopfen, son­1) Kriegs-A rchiv 1628 ; Fase. XIII, ad 6. 2) Kriegs-Archiv 1626; Fase. XIII, 1 und 2. 3) Kriegs-Archiv 1628; Fase. III, ad 17. 4) Universitäten bestanden zu Wien, Prag, Graz, Tyrnau und Innsbruck. 5) Bericht des Unterrichts-Ministeriums 1873. 6) War Prediger der Böhmischen Brüder, und sein Hauptwirken fällt in das Jahr 1642. f 1671.

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