Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (1878)

Das Bildungswesen im österreichischen Heere vom dreissigjährigen Kriege bis zur Gegenwart. (Beitrag zu Culturgeschichte Österreichs.) Nach Originalquellen von Josef Ritter Rechberger von Rechkron, Major im k. k. Kriegs-Archiv

10 Das Bildungswesen im österreichischen Heere Krain bereist, tun die Ursachen zu erheben, welche das Zurückbleiben dieser Länder in der Contributions-Leistung für den Staatshaushalt verschuldeten. Er gibt dieselben in seinem Vortrage vom 10. August 1747 folgendermassen an: Es befinde sich in diesen Ländern „ein zahlreicher Adel, mit vielen Kindern und wenig Mitteln versehen“, sei „genöthigt sein Einkommen zuviel auf die Kinderzucht zu ver­wenden“ ; „zudeme verlege sich der junge Adel aus Mangel anderer besserer éducation und occupation auf das Jagen, Fischen und dergleichen“. Diese Verhältnisse veranlassten Haugwitz zu dem Vorschläge, „zu besserem Privat- und Publico-Nutzen und Ihrer kais. Majestät Diensten abzuhelfen, aus dem kärntnerischen und kraine- rischen Adel ein Cadeten-Corps“ zu errichten. Daraus -sollte die Kai­serin „den Nutzen schöpfen“, „dass Ihr Kriegsheer jedesmal mit tauglichen und geübten Offieieren versehen werden könnte“ *); dies wurde nur als „ein interimaliter Vorschlag“ bezeichnet, künftig aber sollte auf ein „Totum eines Cadeten-Corps von allen, oder doch österreichischen Erblanden angetragen“ werden. Diese Verhältnisse geben einzig und allein den Schlüssel zu jenen Beweggründen, welche Maria Theresia veranlassten, dem erbländischen Adel jene monu­mentalen Institutionen zu widmen, welche heute noch bestehen. Ihre Officiere wollte die Kaiserin dem Adel gleichgestellt wissen, und dies spricht sie in der „Resolutio Caesarea Regia“ vom „9. Sep­tember 1752“ in der Weise aus: dass jeder Officier, welcher 10 Jahre „mit approbation“ seiner Vorgesetzten gedient, „vor nobilitirt solle angesehen werden a)“. Der Stammbaum des kaiserlichen Officiers schlug Wurzeln zur Zeit der Errichtung des stehenden Heeres; seine Ahnen sind in den Blättern der Kriegsgeschichte verzeichnet, die an dem immergrünen Lorbeer haften; sein Geschlecht hat die ihm eigenen Kleinode: Muth, Ehre, Treue und Selbstverleugnung, makellos über­liefert, und ungeachtet der Allgewalt fortgeschrittener Zeiten erbte sich der österreichische Soldatengeist von dem Cornet des 17. Jahrhunderts fort bis zum Lieutenant der Gegenwart, so dass sich in der grossen Reihe der dazwischen liegenden Glieder immer die nämlichen Männer erkennen lassen3). 4) Ministerium des Innern 1747. VII. B. 1. (Dem Kriegs-Archiv abgetretene Acten.) 2) Ministerium des Innern 1752. VII. B. I. (Dem Kriegs-Archiv abgetretene Acten.) 3) Einen Beleg dafür geben die nachfolgenden Citate ans Briefen völlig privater Natur, welche dem Kriegs-Archiv zur Verfügung gestellt wurden. Der Grundcharakter des einen eigenen Typus bildenden österreichischen Officiers, welcher nicht selten seine materielle Lage beklagt, in dem Momente aber, in welchem es sich um die Ehre seiner Fahnen handelt, dieselbe völlig vergisst, spiegelt sich in den Äusserungen eines Cornets, welcher im October 1705 von Grosswardein seinem Oheim schreibt: „Die Krankheiten sind unbeschreiblich bei uns..............die Cassa ist auch lahm .... wir Officiere und Gemeine sind stark destrapacirt, ohne Brod und ohne Geld zu sein, bringt Alles zur Verzweiflung .... von hieraus marschiren wir gerad mit der ganzen Armee nach Siebenbürgen. Wir marschiren recht auf gutes Glück, ohne Brod und ohne Nichts ! Gott gebe, dass wir glücklich hinein kommen“. Wenige Tage danach

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