Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)
Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive
Der Friede von Vasvár. 3 Die logische Beweisführung fordert, dass die gedrängte Darstellung der Ereignisse, aus welchen sich jene von 1664 entwickelten, zur Orientirung vorausgehen und dann die Operationen dieses Jahres, als Postulat des Friedens folgen. Aus den Verhältnissen des Kaisers zu seinen Alliirten und den Nachbarstaaten, aus den inneren Zuständen der Erblande werden sich jene Standpunkte gewinnen lassen, von welchen aus nicht nur der eigentümliche Gang der Operationen, welche weit über den Tag des Friedensschlusses hinausreichten, sondern auch die Veranlassungen, welche zum Frieden drängten, richtig beurteilt werden können. Die hiebei gewonnenen Resultate, den Friedensbedingungen gegenübergestellt, wird eine vorurteilsfreie Untersuchung unschwer den Werth oder Unwerth derselben erkennen lassen. Einleitung. Die Haltung Kaiser L e o p oid’s I. in dem Streite der Prätendenten um den Fürstenstuhl Siebenbürgens, besonders aber dessen Parteinahme für Rakóczy, hatten schon zu Ende der Fünfzigerjahre des 17. Jahrhunderts das Verhältniss der Pforte zum Kaiserhofe in einer Weise verschärft, dass nur die friedlichen Gesinnungen des alten Grossveziers Mohammed Köprili den Ausbruch eines offenen Conflictes mühsam verhinderten. Sein, ihm 1661 im Vezierate folgender 26jähriger Sohn Achmed Köprili machte jedoch den Krieg mit dem Kaiser zu seiner ersten Aufgabe und verfolgte seine Pläne mit eben so viel List als Beharrlichkeit. So lange die siebenbürgischen Streitigkeiten nicht gänzlich beigelegt waren, hielt er den Frieden unter fortwährenden Verhandlungen aufrecht und versäumte nichts, um den Wiener Hof in Sicherheit zu wiegen und ihn von jeder Kriegsrüstung abzuhalten. Mit Beginn des Jahres 1663 warf aber die Pforte plötzlich die Maske ab und trat unverhüllt mit ihren Plänen hervor, denen sie gleichzeitig grossartige Rüstungen zur Seite stellte. Die Belagerung Gross-Kanizsa’s und die Anlage der Befestigungen von Szerinvár am Einflüsse der Mur in die Drau, durch den Ban von Croatien Niclas Grafen Zrínyi im Jahre 1661, wurden von der Pforte als Friedensbruch bezeichnet und dienten nun als Vorwand zum Kriege. Vergebens suchte der vollständig überraschte Kaiser den Grossvezier, welcher ein Heer von 120.000 Mann (worunter fast 50.000 Streitbare) und 135 Geschütze bei Belgrad zusammenzog, zum Frieden zu bewegen. Auf seine Macht und des Kaisers Wehrlosigkeit pochend, forderte Köprili von dem kaiserlichen Bevollmächtigten, Freiherrn von Goes s, als Bedingung des Friedens: Die förmliche Verzicbtleistung des Kaisers auf Siebenbürgen zu Gunsten der Pforte, — Schleifung Szerinvárs, — Zahlung von zwei Millionen Thalern an Kriegskosten und einen jährlichen Tribut von l*