Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino

Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino. 45 liehen Heerestheile zur Unterstützung aufgefordert wurden. General Alvensleben reflectirte nicht auf eine Abänderung der ihm für andere Verhältnisse ertheilten Befehle, sondern nur auf stricte Durchführung derselben, weil die den allgemeinen Operationen zu Grunde gelegte strategische Idee in dem Vorgehen seines Corps den entsprechenden Ausdruck fand. — Der erste Dispositions-Befehl, welchen die Heeresleitung nach 9 Uhr Vormittags von der Höhe von Volta unter dem Eindrücke der Meldungen von dem Vormarsch bedeutender Streitkräfte des ver­bündeten Heeres von Castiglione und Esenta her gegen Solferino und von der Unklarheit der Lage in der Ebene bei Guidizzolo-Medole erlassen hatte, war den Verhältnissen ganz angemessen. Um jene Stunde nämlich hatten sowohl der Augenschein als die Meldungen die Ver- muthung zur Gewissheit erhoben, dass der Hauptstoss des Feindes gegen das Centrum Solferino, in welcher Richtung seine Massen Ver­wendung fänden, gerichtet sei, während die Hauptkräfte der Verbünde­ten thatsächlich schon dem linken Flügel der Österreicher gegenüber standen. Wenn man die Schlachtordnung des Feindes zum Angriff der österreichischen Stellung am 24. Juni Morgens eingehender be­trachtet, so bildeten von den 7 Armee-Corps und 3 Cavallerie-Divisionen der Franco-Sarden 2 Corps — die 4 Divisionen Piemontesen als solche angenommen — den linken Flügel; 2 Corps — l.und 2. französisches — das Centrum ; 2 Corps — 4. und 3. französisches und 2 Cavallerie- Divisionen — den rechten Flügel; 1 Corps und 1 Cavallerie-Division — Gardetruppen — die Reserve. Taktisch und räumlich gehörte aber um 9 Uhr Vormittags das 2. französische Corps (Mac Mahon) in seiner Gefechtsstellung bei Cä Morino mehr dem rechten Flügel als dem Centrum der Ordre de bataille der Verbündeten an, da es von dort aus dem 4. Corps (Niel) bei Medole näher stand als dem noch bei Le Fontane und Barche di Castiglione kämpfenden I. Corps, und weil es in der Richtung seines Aufmarsches den Ort Guidizzolo mit dem daselbst gefechtsbereit stehenden 9. und 3. österreichischen Armee- Corps als Angriffsobject gerade vor sich hatte. Im grossen Ganzen genommen bildete das k. k. Heer am 24. Juni Morgens zwei Massenstaffeln, und zwar die II. Armee bei Solferino den einen, die I. Armee bei Guidizzolo den andern Staffel. Dem ersten Staffel gegenüber befand sich das Centrum des Feindes, dem zweiten Staffel stand der rechte Flügel desselben gegenüber. Wäre also die Voraussetzung des grossen Hauptquartiers zuge­troffen, und aus eigener Initiative des I. Armee-Commandos Medole von einer Division des 9. Armee-Corps besetzt, der Rest dieses und das 3. Armee-Corps marsch- und gefechtsbereit bei Cä Nuova gestellt, das 11. Armee-Corps nach Guidizzolo gezogen, die beiden Cavallerie- Divisionen Mensdorff und Zedtwitz nordwestlich von Guidizzolo am

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