Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive

Der Friede von Vasvár. 33 Begriffe gegen Neutra vorzugehen, als am selben Tage der Courier mit dem ratificirten Frieden im türkischen Lager eintraf1). Der Friede war nunmehr besiegelt, aber dessen Stipulationen riefen sowohl in Ungarn und Siebenbürgen, als auch im Auslande viele Unzufriedenheit hervor, denn überall wurden durch diesen uner­warteten Abschluss der Feindseligkeiten, geheim genährte Pläne, im Dunkel geförderte Bestrebungen zerstört, die mit dem eigentlichen Ziele nichts gemein hatten. Der Kaiser war sich dessen im Voraus wohl bewusst und äusserte gegen Leslie 2): „Der König in Frankreich wird sicher dar­wider reden, denn er gibt vor, der Einfall, den er in Barbaria (Algier) unternommen, sei blos und allein geschehen, um Diversion zu machen. Auch Polen und Venedig werden sehr darwider strepiziren und schreien, und doch hat Polen nicht versprechen wollen, den Tataren den Pass durch Polen zu verweigern.“ Es kann nicht Sache dieser Ahhandlung sein, die Fäden politischer Intrigue weiter zu verfolgen, welche, durch den Frieden theilweise zerrissen, gleichwohl zum Anlasse wurden, dass derselbe von der Mitwelt höchst abfällig beurtheilt, und dieses eben so strenge als ungerechtfertigte Verdict auch von der Nachwelt acceptirt wurde. Die unmittelbar dem Kriege folgenden Ereignisse: Der ostentative Besuch der beiden französischen Heerführer bei Niclas Zrínyi, welcher sie in Csakathurn mit fürstlicher Pracht empfing 3), — die Politik Ludwig XIV. gegen Kaiser und Reich, — die Verschwörung des ungarischen Adels, und die Namen Nádasdy, Zrínyi, Wesselényi, welche sowohl in dieser, als im Türkenkriege eine hervorragende Rolle spielten, — dies Alles führt eine genügend beredte Sprache. Was hier erwiesen werden soll, ist, dass der Friede von Vasvár weder das Werk leichtfertiger Überstürzung, noch „schimpflich“ oder in dem Masse ungünstig war, wie dies fast allgemein behauptet wird. Die Vorwürfe, welche gegen, den Frieden erhoben werden, gipfeln darin, dass ihn eigentlich der Besiegte dem Sieger dictirte; dass er ohne Mitwirkung der ungarischen Stände zu Stande kam; dass Neu­häusel, „der Schlüssel Ungarns“, und Grosswardein nebst anderen Eroberungen in den Händen der Türken blieb; Székelyhid geschleift werden musste, und Szerinvár nicht wieder»aufgebaut werden durfte; *) *) Reningeran Montecuccoli aus dem türkischen Lager bei Neuhäusel, 25. Sep­tember 1664. Kriegs-Archiv; Fase. IX, 153. — Die Behauptung, Reninger habe die Friedensbotschaft persönlich Montecuccoli überbracht, ist unrichtig. Der kaiserliche Resident hat laut dem obeitirten Berichte das türkische Lager nicht nur nicht ver­lassen, sondern war auch gar nicht autorisirt, dem Oberfeldherrn Mittheilung vom geschlossenen Frieden zu machen. Nur die fortgesetzten Operationen veranlassten ihn hiezu, damit den Türken kein Anlass gegeben werde, den Kaiser des Vertragsbruches zu beschuldigen. ') Leslie an Montecuccoli, 29. September. Kriegs-Archiv; Fase. IX, 167. 2) Engel, „Geschichte des ungarischen Reiches.“ V. 38. Österr. militär. Zeitschrift. 1877. (Mittheilungen des Kriegs-Archivs.) 3

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