Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)
Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive
Der Friede von Vasvár. 25 Kaiser zu unterstützen, aber verlangen beide im Felde zu comman- diren, und zwar dürfte der von Münster, welcher schon zu Anfang des Regensburger Reichstages vermeinte, Generalissimus zu werden, auch jetzt keine geringeren Ideen haben. Indess zeigen beide kein besonders Verlangen, dass heuer noch eine sonderbare Operation geschehen soll *).“ Ferner, nach abgeschlossenem Frieden: „Gott weiss, wir haben nimmer fort gekonnt, weil gar keine Mittel vorhanden, die Direction von hieraus nichts nutz, und nichts gewisser war, als dass das Reich im künftigen Feldzug Ihrer Majestät die Waffen aus der Hand gespielt, und Ihre Majestät auch impegnirt und obligirt hätten, dass Sie den Frieden ohne das Reich und Frankreich nicht hätte machen können. Der Bischof von Münster ist vor einigen Tagen beim Herrn Obersthofmeister* 2) gewesen und hat wider Ew. Excellenz postulirt, als wenn Sie keine Lust hätten dem Feinde Abbruch zu thun; also wollten sie auf’s Jahr ihre eigene Artillerie haben und die Reichswaffen Ew. Excellenz Commando nicht mehr unterwerfen 3).“ Und endlich, am 20. October: „Inzwischen redet jeder von diesem Frieden, wie er selbst will und nachdem die passiones sind. Ihre Majestät und der Hof aber haben es Allen sehr vor übel, die das Geringste darüber reden, denn in der Wahrheit ist es eine erwünschte Sach für uns, weil es unmöglich wäre, den Krieg länger zu bestreiten; dazu haben die meisten Stände des Reiches eine gar üble Intention im Schilde geführt4).“ Welche Mittel angewendet wurden, um den kaiserlichen Feldherrn vom Commando der Armee zu entfernen, mag daraus entnommen werden, dass kurz nach der Schlacht bei St. Gotthard, am 13. August, ein anonymes Schreiben von Regensburg an den Kaiser gesendet wurde, in welchem Montecuccoli nicht nur der gröbsten taktischen Verstösse in seinen Dispositionen vor und während der Schlacht geziehen, sondern auch noch beschuldigt wurde, er habe die Deroute der Reichs-Armee geflissentlich herbeigeführt5). Montecuccoli, der unter der Hand eine Abschrift dieses Schriftstückes erhielt, übergab dasselbe am 9. September zu Lanschütz einer Commission von sieben Generalen zur Begutachtung, die es in allen Punkten gründlich widerlegten; der Kaiser aber beantwortete das erbärmliche Libell mit der Ernennung Montecuccoli’s zum General-Lieutenant. *) Kriegs-Archiv; Fase. VIII, 76. 2) Johann Ferdinand Fürst von Portia. 3) Kriegs-Archiv; Fase. IX, 167. (Die Friedensverhandlungen wurden bis nach erfolgter Ratification auch vor den Kriegs-Directoren geheim gehalten.) 4) Kriegs-Archiv; Fase. X, 2. 5) Kriegs-Archiv; Fase. XIII, 15 C.