Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)
Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive
Der Friede von Vasvár. 23 Dies waren also zunächst die Ursachen, welche zur Einleitung von Friedensverhandlungen führten; alle anderen Angaben entbehren, wie noch des Weiteren ersichtlich werden wird, genügender Begründung. Vor Allem aber ist die Behauptung unmotivirt: Montecuccoli habe, an ferneren Lorbeeren verzweifelnd, dem Kaiser selbst zum Frieden gerathen. Weder der Gang der späteren Operationen, noch die Correspondenz des Oberfeldherrn mit dem Kaiser und dem Grafen Leslie gestatten, einer solchen Vermuthung Raum zu geben. Insbesondere können die Briefe, welche Letzterer an seinen Schwager Montecuccoli schrieb, als ein vollgiltiges Zeugniss angesehen werden, denn sie sind rein privater, vertraulichster Natur und beleuchten deshalb auch am schärfsten die Verhältnisse, welche dem Friedensschlüsse von Vasvár vorausgiengen. Dass Montecuccoli durch seinen Abgesandten, Pfalzgrafen bei Rhein und Sulzbach, Herzog Philipp Ludwig in Bayern’ den Kaiser bitten lässt, er möge bewilligen, dass statt der dem Feinde abgenommenen verbrannten Palanken „rechte Thürme von gebackenen Steinen, und Feldreduits, so auswendig Erde herum“, in zweckmässiger Weise angelegt würden, da „wenn heute oder morgen Friedenstractate vergehen sollten, die conditiones pads nicht zulassen würden, dass man alsdann bauete *)“, erlaubt schon mit Rücksicht auf Zeit und Mittel, nicht anzunehmen, er habe den Frieden noch im Laufe des Jahres 1664 erwartet. Leslie fordert Montecuccoli wiederholt aul, die Entschlüsse des Kaisers durch eine rückhaltlose Darstellung der Verhältnisse beim Heere zum Frieden zu lenken: „Vor Ihro Majestät und uns Alle wäre nichts Besseres als Frieden zu machen, wie man kann, denn dieser Hof weiss den Krieg nicht zu führen; es ist auch unmöglich, etwas Gutes zu operiren mit so viel unterschiedliche capi, die nicht von einem Herrn dependiren; Ew. Excellenz sind gar zu modest; Sie sollten Seine Majestät besser und ausführlicher demonstriren, wo die Fehler stecken 2)u. Thatsächlich erhielt Montecuccoli die erste Nachricht von Friedens Verhandlungen am 24. September durch einen gefangenen Tataren; erst am 26. traf ein Brief Ren inger’s mit der Alle überraschenden Friedensbotschaft ein3). Ausser den unhaltbaren Zuständen bei der Armee und der gänzlichen Erschöpfung des Staatschatzes, sprachen aber auch noch andere schwerwiegende Gründe für die baldige Beendigung des Krieges mit der Pforte. ’) Montecuccoli an den Kaiser, 14. und 15. August 1664. Kriegs-Archiv; Fase. VIII, 7Í. *) Leslie an Montecuccoli. Kriegs-Archiv; Fase. XIII, lö1/^ C. 3) Kriegs-Archiv; Fase. IX, 151 und 153.