Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)
Beiträge zur vaterländischen Geschichte. II. Major Moriz Edlen von Angeli: Die kaiserliche Armee unter dem Ober-Commando des Markgrafen Ludwig von Baden in den Feldzügen 1689-92 gegen die Türken - B. Der Feldzug 1690 in Serbien und Siebenbürgen
Der Feldzug 1690 in Serbien und Siebenbürgen. 229 Jagodina beisammen stehen bleibe, sondern es werden in solchem Fall, um die Fourage zu schonen, desto leichter subsistiren zu können und die Zufuhr des Proviantes wider die feindlichen Parteien mehreres zu bedecken, kleine, mit Deutschen und Ungarn vermischte Corpetti, besser hinaufwärts an der Morava gegen Griechisch-Weissenburg, an die Orte, wo selbe am Leichtesten zu passiren, dergestalt postirt werden können, dass sie allezeit wieder in tempore, wo es nöthig, zur Armata stossen mögen, die, so lange der Feind mit seiner Haupt-Armee vor Nissa stehet, und Unsere von der bulgarischen Morava bedeckt ist, nichts zu befahren hat; — angesehen, dass man inzwischen die Recruten hinabzubeschleunigen, auf alle Weis sich befleissen werde, und so lange Nissa keine Noth hat, allein auf die Conservation der Armee zu reflectiren sei, und sodann, wenn man sich im Stand befände, es auch ohne gar zu grossen Hazard geschehen könnte, den Succurs zu tendiren. Hiebei würde auch nichts im Weg legen die Besorg, dass der Feind Nissa Vorbeigehen und mit der Armee gegen Belgrad ziehen dürfte; denn, nebst- dem dass solches nicht wohl zu glauben, weil derselbe, so weit von seinen Magazinen entfernt, die Lebensmittel nicht würde haben können, so müsste er doch erstens die serbische Morava passiren und einen weiten Umschweif nehmen, dahingegen Unsere Armata viel näher hätte, diesseits der bulgarischen Morava hinabzurücken und ihm dahin vorzukommen. Welcher Succurs aber, sowohl als auch die obberiihrte Postirung, ob sie prakticirlieh oder nicht ? der gegenwärtige status rerum, die an der Morava gemachten Fortificationen, die Stärke oder Schwäche des Feindes, dessen Contenance und vornehmende Operationes zeigen werden, und wird dieses Alles von Dero Liebden wohl zu überlegen, auch mit Unserer anwesenden Generalität zu conferiréh sein. Sollte aber alles dieses nicht für prakticirlieh gefunden werden, auch nach eingenommenem Augenschein der Sachen und eingezogener Information von denen anwesenden Officieren erscheinen, dass durch obbemeldete Postirung Unsere Armata etwa Mangel an Lebensmitteln zu leiden hätte, solche nach allem angewendeten Fleisse ihr nicht könnten beigeschafft werden, und folglich der Ruin selber Orten zu befahren sein, so würde dann, ehe man sich den allzu importirlichen Hazard einer bataille zu wagen determinirte, besser sein, Dero Liebden dritten Vorschlag gemäss, die beiden Posten Nissa und Widdin mit allen gehörigen Requisiten zu einer tapfern Gegenwehr wohl zu versehen, und sich mit Unserer Armata bis nach Belgrad zuzückzuziehen, welches jedoch allein in summa necessitate, wann nämlich die gemeldte Postirung ohne den augenscheinlichen Ruin Unserer Armata nicht prakticabel, vorzunehmen wäre. Sonsten haben Wir auch an Unsern Feldmarschall- Lieutenant Freiherrn von Heydershaimb den gnädigsten Befehl ergehen lassen, dass er bei Ankunft der Recruten in Siebenbürgen, wenn anders darinnen keine sonderliche motus zu befahren, suchen sollte, noch was mehreres an Infanterie nach Orsova zu detfichiren, und mit dem allda stehenden Corpo die Brucken über die Donau und die zu Beschützung derselben gemachte Schanz so viel möglich zu souteniren, weil an Manutenirung der Communication Alles gelegen. Und werden Dero Liebden auch Ihrerseits bedacht sein, so viel es immer möglich, auch der situs loci und die Stärke der Armee zulässt, gedachte Brucken zu beschützen und zu behaupten; und obwohl Wir, Dero Liebden Verlangen nach, Deroselben gerne eine präcise