Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)
Beiträge zur vaterländischen Geschichte. II. Major Moriz Edlen von Angeli: Die kaiserliche Armee unter dem Ober-Commando des Markgrafen Ludwig von Baden in den Feldzügen 1689-92 gegen die Türken - B. Der Feldzug 1690 in Serbien und Siebenbürgen
228 Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Hinabkunft, Deroselben der Augenschein und die Relation der alldorten anwesenden Officiere erweisen, nach welchem Sie sich in diesem sowohl, als in allem Andern werden richten können. So viel aber die, von Dero Liebden gethane drei Propositiones anlangt, da haben Wir die erste davon, id est Nissa, Widdin und das ganze Land jenseits der Sau zu verlassen und sich an den Saustrom zu setzen, eine solche Sach zu sein befunden, auf welche gar nicht zu gedenken, dahero auch nichts davon zu sagen ist. Die änderte Proposition betreffend, nemlich, wenn man sehen sollte, dass der Feind so stark sei, oder die Situation des Landes so beschaffen, dass der Feind Unsere Armata einsperren und sie an dem Fouragiren hindern, zugleich auch derselben die Zufuhr des Proviantes abschneiden möchte; dass man ihm sodann, gleich wenn selbiger über das Gebirg herüberkommt, entgegengehen und mit ihm schlagen solle, halten Wir aus folgenden Ursachen für höchst gefährlich: 1. Weil mit dem flüchtigen feindlichen Volk durch eine Schlacht wenig zu gewinnen, und selbiges zwar verjagt, aber wenig davon erlegt wird und sich bald wieder zusammenklaubt; hingegen wenn von Seiten Unserer Armata die Sachen übel ausschlagen sollten, von derselben, des Feindes Geschwindigkeit halber, wenig davon kommen, mithin alle bisher gemachten Conquisten, in augenscheinlichen Verlust gesetzt würden. 2. Weil Unsere Armata nicht allein eine mehrere Verstärkung sowohl durch die Recruten, als durch die Montirung und Rimontapferde zu gewarten hat, welche für die ruinirten Regimenter zum Theil schon unterwegs sind : daher vor Ankunft derselben sich gegen einen frisch aus denen Quartieren kommenden, an der Zahl Unserer so weit überlegenen Armee nicht wohl einzulassen ist. 3- Weil den einlaufenden Kundschaften und allem Vermuthen nach, des Feindes Dissegno auf Nissa, um selbigen Posto zu attaquiren, gerichtet; welcher Ort dem Verlaut nach gleichwohl nicht allein von der Natur, sondern auch von der Kunst wohl befestigt, also, dass nicht ohne Fundament zu hoffen, dass der Feind sich davor abmatten, auch in einem öden Land, wo wenig angebaut, und in dem keine Magazine in der Nähe vorhanden, die Zufuhr an Lebensmitteln für eine so grosse Armee von Weiten auf der Achse nit ohne Beschwerniss, ja auch hart zur Genüge haben könnte; hernach aber vielleicht, wenn die Recruten angekommen, und ein Theil der feindlichen Armee ruinirt, der Feind auch durch die Beschwerniss selbiger Attaque den Muth in etwas verloren; sodann mit mehrerer Sicherheit und grösserer Hoffnung, auch wann es die Gelegenheit leidet, mit Zuziehung Unseres Obristen-Feldwachtmeisters Grafens von Hoffkirclien und theils der jenseits der Donau bei Orsova stehenden Völker, der Succurs des genannten Posto könnte tentirt, und dem Feind ein empfindlicher Streich versetzt werden. Daher Wir für rathsamer halten, sich in dem Fall, wenn der Feind eine solche Macht zusammenziehete, welcher man unter die Augen zu gehen nicht bastant wäre, sich mit Unserer Armata zurückzuziehen und bei Jagodina zu setzen, von wo man des Feindes contenance, movimenter und operationes observiren, und was derselbe etwa tentiren möchte, zusehen können. So würde auch, wenn Selbiger die Belagerung von Nissa vornehmen sollte, nicht für nothwendig erachtet, dass eben die ganze Armata bei