Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive

Der Friede von Vasvár. 17 im Laufe des Feldzuges nur zu sehr bewahrheitete. Ungemessene Ansprüche, nicht etwa auf Gleichberechtigung, sondern auf stete Bevor­zugung — offene Widersetzlichkeit und Verweigerung der Mitwirkung, oft unter den nichtigsten Vorwänden, reihen sich vom Eintritte dieses Corps in die Armee, bis zum Ende des Feldzuges in fast ununter­brochener Folge, und gestatten keinen Zweifel, dass C o 1 i g n y die Förderung des kaiserlichen Dienstes, nicht als seine Hauptaufgabe zu betrachten hatte. Weit mehr noch als die Beschaffenheit der Truppen, wirkte die ganz unglaubliche Zerfahrenheit in der Befehlgebung, nachtheilig auf die Operationen. Die Haupt-Armee bestand thatsächlich aus vier getrennten Armeen, deren jede ihre eigenen Instructionen mitbrachte und von einer unbe­dingten Unterordnung unter einen einheitlichen Oberbefehl wenig wissen wollte. Ausserdem dependirte aber noch jeder dieser einzelnen Commandanten von besonderen Oberbehörden, deren Einfluss, soweit er die Alliirten betraf, immer der gemeinsamen Oberleitung vorangestellt wurde. Uber den Reichstruppen stand der Reichs-Hofkriegsrath; die Franzosen empfingen ihre Instructionen von Versailles; die Ungarn gehorchten unqualificirbaren Einflüssen, und den kaiserlichen Truppen war der Hofkriegsrath zu Wien und jener zu Graz vorgesetzt. Wenn nun auch letzterer keinen directen Einfluss auf die Operationen nehmen konnte, so behelligte er doch die Heeresleitung nicht nur mit fort­währenden Anforderungen um Verstärkung der steierischen Grenz­plätze, sondern versuchte sogar, im Marsche zur Haupt-Armee begriffene Truppentheile zu gleichem Zwecke zurückzuhalten. Eben so kleinliche, als unerquickliche Streitigkeiten über den Rang der Regimenter, währten bei den Hilfstruppen fast den ganzen Feldzug hindurch, und noch weit weniger konnten sich die einzelnen Commandanten über ihre Prärogative verständigen. Der Reichs-General- Lieutenant Graf Georg Waldek schrieb hierüber an den Churfürsten Ferdinand Max in Bayern am 16.Juli, also 14 Tage vor der Schlacht bei St. Gotthard. ................Was die Competenz zwischen der Reichs­Arm ee und der alliirten für Effecte nach sich ziehen dürfte, wolle Gott verhüten! Wir haben die Alternative nach dem Loos vorge­schlagen, es hat aber bisher nicht wollen angenommen werden *).“ Die Franzosen fühlten sich vollkommen souverän, — die Ungarn pochten bei jedem Anlasse auf ihre Constitution. Die Belagerung von Kanizsa misslang in Folge der Zwistigkeiten der Commandanten; General-Lieutenant Hohenlohe drohte schon damals, am 12. Mai, nach Aufhebung der Belagerung, die Armee zu verlassen und sich mit den Auxiliär - Truppen nicht eher aus den *) Deutsche Reichskanzlei II., 423. Österr. militär. Zeitschrift. 1877. (Mittheihmgon des Kriegs-Archivs.) 2

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