Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)
Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive
16 Beiträge zur vaterländischen Geschichte. d) Das französische Hilfscorps unter Coligny. Politische Verhältnisse machten jedoch den Nutzen, welcher aus der Verwerthung dieses Corps für die Sache des Kaisers hätte entspringen können, mehr als fraglich. Die Aufrichtigkeit L u d w i g’s XIV. unterlag trotz seiner thätigen Beihilfe gerechten Zweifeln. Schon seit Beginn der siebenbürgischen Unruhen war die Hand Frankreichs überall erkennbar, wo es sich darum handelte, den Kaiser in einen Krieg mit der Pforte zu verwickeln, und die Beistellung des Hilfscorps im Jahre 1664 entsprang wohl nicht allein dem durch die Beleidigung des französischen Gesandten von Seite der Pforte verletzten königlichen Stolze, sondern auch dem Bestreben, so wie bei den diplomatischen, auch bei den militärischen Operationen seinen feindseligen Einfluss geltend zu machen. Wenn nun auch die Angaben gleichzeitiger Chronisten *), dass Ludwig XIV. die Absicht hatte, Ungarn gegen das Haus Österreich aufzuhetzen, und dass er seinem Corps geheime Befehle gegeben habe, sich während der Schlacht zurückzuziehen oder sonst Verwirrung hervorzurufen, — ebensowenig unangreifbar erwiesen sind, als die fernere Behauptung, dass man die Franzosen aus Misstrauen nur an solche Punkte stellte, wo sie fechten mussten, und dass General Spork den speciellen Auftrag hatte, sie mit einem Corps zu überwachen, — so bleibt doch Thatsache, dass man den französischen Hilfstruppen nicht rückhaltslos traute, und diese nur zu oft den Operationen M o n t e c u c c o 1 i’s Hindernisse bereiteten. Der Wiener Hofkriegsrath hatte ursprünglich die Absicht, die Franzosen nicht bei der operirenden Armee zu verwenden, sondern sie als Reserve in Steiermark zu belassen. Da sie aber das Land bedrängten und zahllose Excesse verübten, worüber allseits Klagen einliefen, so befahl der Kaiser, sie zur Armee abrücken zu lassen * 2). Graf Walter Leslie, kaiserlicher Feldmarschall, Kriegsrath und Commandant der slavonischen Grenze, welcher bei der Musterung des französischen Corps zu Wien anwesend war und die Mehrzahl der Cavaliere, aus welchen die Reiterei fast durchgehends bestand, persönlich kennen lernte, schildert dasselbe als in gutem Zustande, aus starken Leuten bestehend und mit erfahrenen Officieren versehen. Er spricht aber auch zugleich die Ansicht aus, Montecuccoli werde mit ihnen sehr viele Unannehmlichkeiten haben 3), eine Befürchtung, die sich ’) Leopold des Grossen wunderwürdiges Leben und Thaten. 1709. — Ortelius 1665 und A. 2) Kaiser Leopold an den innerösterreichischen Hofkriegsrath. Kriegs-Archiv; Fase. VII, 108. 3) Leslie an Montecuccoli, 1. Juli 1664. „ . . sie sein meistentheils junge Leuth und schier alle verheyrath ; trinken gar nicht gern, ausser untereinander, wenn siti allein sein . . . Glaube sicherlich, Euer Exellenzia werden mit diesen Leuthen auch viel Ungelegenheit müssen ausstehen . . . “