Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)
Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive
Der Friede von Vasvár. 11 Ein Überfall der Tataren auf Freistadtl, sowie die fortwährenden Schwierigkeiten, welche die Reichs- und die Auxiliar-Truppen erhoben, verzögerten die Ausführung dieses Planes. Endlich am 26. September berief Montecuccoli, des langen Zauderns müde, die Generale zu einem Kriegsrathe, um ihnen die Grundzüge der geplanten Offensive auseinanderzusetzen, allein er stiess hiebei auf den entschiedensten Widerstand. Die Auxiliar-Truppen weigerten sich zu marschiren, wenn nicht genügend für Proviant gesorgt würde, und 1 a F e u i 11 a d e erklärte kurzweg: „Was die Bataille betrifft, so lasse er die kais. Generalität dafür sorgen; was auch immer verloren würde, sie (die Franzosen) verlören nichts — ihrem Könige sei der eine Weg so gut wie der andere“ *). In kräftiger Ansprache erklärte Montecuccoli hierauf, dass man sich unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht länger mehr in der Defensive behaupten könne, und die Ehre der Waffen sowohl, als auch das Interesse des Reiches und der ganzen Christenheit es erfordere, dass man die günstige Gelegenheit zu einem entscheidenden Schlage gegen den Feind benutze, der jetzt in einer ausgedehnten Stellung zwischen Neuhäusel und Komjathi stehe; er zeigte die schnöde Unthätigkeit, in der die Armee nun zum eigenen und allgemeinen Schaden schon so lange verharre, und wies auf Beispiele hervorragender Thaten des dreissigjährigen Krieges hin, wo unter ähnlichen Verhältnissen die Offensive mit Vortheil ergriffen wurde. Seinen zündenden Worten gelang es, die Generale umzustimmen; die Schlachtordnung wurde festgesetzt, für das Verhalten während des Gefechtes die für St. Gotthard erlassenen Bestimmungen erneuert, und jeder Officier für infam erklärt, der seine Mannschaft nicht vollzählig in’s Gefecht stellen würde. Alle für eine kräftige Offensive nothwendigen Vorkehrungen waren bereits getroffen, als am selben Tage die Nachricht von dem geschlossenen Frieden eintraf und weiteren Operationen ein Ziel setzte. — Dies ist in grossen Zügen der Gang der kriegerischen Ereignisse während des Feldzuges 1664. Begründen sie auch ihrem Wesen nach keine Entscheidung, so enthalten sie doch noch weit weniger die Nöthigung zum Frieden, weder für den einen, noch für den andern der kämpfenden Theile. Die strategische Front war fast unverändert dieselbe wie zu Beginn des Feldzuges, ja selbst wie zu Anfang des Krieges; kampfbereit standen sich die Heere gegenüber. Die Frage nach den Ursachen zu einem Friedensschlüsse lässt sich also nicht ohne Weiteres aus den Operationen beantworten; es muss daher die Untersuchung auf jene Factoren ausgedehnt werden, welche die Kriegführung in so schwerwiegender Weise beeinflussen, dass sie nicht selten den *) Kriegsrath am 26. September. Kriegs-Archiv; Fase. IX, 155.