Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive

Der Friede von Vasvár. 7 d’A van court besetzt wurde, während die übrigen Truppen hinter der Mur lagerten. Der Hofkriegsrath tadelte in scharfer Weise diesen „unverant­wortlichen, kleinmüthigen Abzug“ und sah die Ursache nur „in der Diversität der Völker und schlechten Eintracht“. Auch der Kaiser sprach sich ähnlich aus und beorderte den Feldmarschall Raimund Grafen Montecuccoli zur Übernahme des Ober-Commando’s der Haupt-Armee, welche sich nun allmälig in der Nähe der Mur-Mün­dung sammelte 4). Die türkische Armee, nach den Berichten M o n te cu cc oli’s an den Kaiser * 2), bei 60.000 Mann der besten Truppen und nicht weniger als 100 Geschütze zählend, wandte sich nun gegen Szerinvár, welches nach 21 tägiger Belagerung (8. bis 29. Juni) mit Sturm genommen und demolirt wurde 3). Nach dem Falle Szerinvárs bezog Montecuccoli eine Defensiv- Stellung von der Mur-Mündung bis über Cottoriba (Kottori) hinaus.- Von den alliirten Truppen hatten sich nunmehr fast alle, bis auf die französischen, bei der Haupt-Armee gesammelt, dagegen aber trennten sich die Milizen Zrinyi’s von derselben, angeblich zur Deckung des eigenen Landes, der That nach aber in Folge des Unmuthes Zrinyi’s über die, wie er fest glaubte, ungerechtfertigte Zerstörung seiner Festung. Die türkische Armee lagerte in ihrer früheren Stellung zwischen Szerinvár und Gross-Kanizsa bis zum 11. Juli, an welchem Tage *) Bericht des Hofkriegsrathes an den Kaiser, und dessen Resolution vom 2. und 4. Juni. Kriegs-Archiv 1664; Fase. VI., 3. 2) Kriegs-Archiv 1664; Fase. VI., 14. 3) Szerinvár oder Zrinyivár war ein altes, aus Quadersteinen erbautes, mit einer weitläufigen Palissadirung und Verhauen umgebenes Schloss der Familie Zrinyi am Zusammenflüsse der Mur und Drau. Die Befestigungen, welche Niclas Zrinyi im Jahre 1661 dort anlegte, bestanden aus höchst mangelhaft construirten, irregulären Erd­werken, die sich zu einer nachhaltigen Vertheidigung nicht eigneten und erst im Laufe der Belagerung, durch Obrist d’A van court so viel als thunlich reconstruirt werden mussten. Die gesammten Fortificationen konnten höchstens 15—1600 Mann Besatzung aufnehmen, welche während der Belagerung von der Armee tagweise ab­gelöst wurden, da weder Unterkünfte, noch sonst gedeckte Räume vorhanden waren. Die Bezeichnung „Festung“ verdient also dieser Platz in keinem Falle, und wird derselbe in den Original-Documenten und von gleichzeitigen Chronisten, auch nur unter dem Namen „neue Schanz“ aufgeführt. Als Brückenkopf an der Mur jedoch, hatte er unter den damaligen Verhältnissen immerhin einen gewissen Werth, wenn auch keinen solchen, wie Graf Zrinyi seiner Schöpfung beizulegen für gut fand. Die ganze Situation rechtfertigte vollkommen den Entschluss M o n te cuccol i’s und seiner Generale: Den Ort wohl hartnäckig zu vertheidigen, ihn aber schliesslich selbst in die Luft zu sprengen. Der gelungene Angriff der Türken kam zwar der Ausführung dieses Planes zuvor, führte aber zum gleichen Resultate. Wäre Szerinvár so haltbar und wichtig gewesen, wie es den Darstellungen der meisten neueren Ge­schichtswerke nach anzunehmen ist — die Türken hätten es sicherlich ebensowenig zerstört, wie irgend einen andern festen Platz, der in ihre Gewalt fiel. — (Bericht Montecuccoli’s an den Kaiser, 27. Juni 1664; Kriegs-Archiv; Fase. VI, 40. — Ortelius redivivus et continuatus, Frankfurt 1665. II. 325. — Theatrum europaeum. Frankfurt 1699. IX. 1170.

Next

/
Thumbnails
Contents