Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (1876)

Die Schlacht von Königgrätz

Die Schlacht von Königgrätz. 27 auch geblieben sein, wenn sie durch Übertreibungen und Entstellungen der historischen Wahrheit wie durch Herabminderung der Leistungen des gegnerischen Heeres nicht glorificirt worden wäre. So sagt das Buch unter Anderem : „Nicht das Zündnadelgewehr an sich hat die Siege von 1866 erfochten, sondern die Männer, welche es führten (pag. 146). „Die Leistungen der Division Fransecky giengen nur zum kleinsten Theile aus einer mechanischen Fertigkeit, aus dem schnelleren Schiessen hervor; sie waren vielmehr in der Hauptsache das Ergebniss morali­scher Eigenschaften. Und wahrlich, nicht umsonst war dieser Auf­schwung, diese Hingebung! Vernichtet konnte wohl die 7. Division im Swiep-Wald werden, wenn ihr nicht endlich Hilfe kam; aber Ein’s war doch schon in diesem Augenblick erreicht, nämlich dass die Standhaftigkeit dieser einen Division zwei feindliche Armee-Corps (?) auf sich und von ihrer eigentlichen Bestimmung, dem Heere des Kron­prinzen entgegenzutreten, abgezogen hatte. Die 7. Division hielt bei Benatek die Österreicher fest wie der Bullenbeisser, der den Feind fasst und zerfleischt, ohne darauf zu achten, ob er selbst dabei zu Grunde geht (pag. 147). „Mit 14 Bataillonen und 24 Geschützen hielt General Fransecky gegen 50 bis 60 österreichische Bataillone (?) und 128 feindliche Ge­schütze (?) einen Theil des mit Blut gedüngten und mit so unver­gleichlicher Hingebung vertheidigten Hügelwaldes von Maslowéd“ (pag. 204) etc. Abgesehen davon, dass die neueste Kriegsgeschichte mehrere Beispiele aufweist, wo schwache, mit Hinterladgewehren bewaffnete Abtheilungen der drei- und vierfachen Übermacht bei gleichmässiger Bewaffnung stundenlang das Gefechtsfeld streitig machten, so z. B. die Brigade Douay bei Weissenburg mit 4000 Mann gegen 60.000 Mann, Mac Mahon bei Wörth mit 40.000 Mann gegen 120.000 Mann, Al vens­leben bei Vionville mit 35.000 Mann gegen 80.000 Mann, Werder vor Beifort mit 30.000 Mann gegen 100.000 Mann etc., darf nicht über­sehen werden, dass: 1. die Österreicher 1866 mit Vorderladern bewaffnet waren; 2. selbe nur mit einzelnen Brigaden, manche ohne einen Schuss zu thun, den Swiep-Wald stürmten; 3. Alles in Allem und successive kaum mehr als 30 bis 35, und nicht 50 bis 60 Bataillone, wie Jähns übertreibt, an dem Angriffe des Swiep-Waldes sich betheiligten. Das Zündnadelgewehr vervierfachte die Kräfte. Hierüber bemerkt das österreichische Generalstabswerk: „Es war eben ein charakteristisches Zeichen, dass die österreichischen Angriffe gegen den Swiep-Wald immer stossweise und nicht mit vereinten Kräften erfolgten, und somit dem Gegner Zeit Hessen, wieder Luft

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