Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (1876)

Die Schlacht von Königgrätz

28 Die Schlacht von Königgrätz. zu schöpfen und sich auf einen neuen Stoss vorzubereiten“ (pag. 133). — Wer nur einmal Zeuge der verheerenden Wirkung des Frontal­feuers einer mit dem Schnellladegewehr bewaffneten Truppe gewesen ist, wird den Leistungen der k. k. Bataillone im Swiep-Walde die Bewunderung nicht versagen können“ (pag. 144). Zur Ergänzung dieser Anführungen aus: „Österreichs Kämpfe im Jahre 1866“ ergeht sich „Jähns“ in folgende Betrachtungen: „Der Kampf um den Swiep-Wald ist eia er der merkwürdigsten in der ganzen neueren Kriegsgeschichte, sowohl hinsichtlich der aus­gezeichneten Tapferkeit der preussischen Truppen, als der völlig ver­kehrten Angriffsweise der Österreicher. Diese zeigt sich zunächst darin, dass ihre immer erneuten Versuche, den Wald zu nehmen, der einheit­lichen Leitung entbehrten, dass die Brigaden stets einzeln vorgeführt, dass, wenn die des 4. Armee-Corps sich verblutet hatten, die des 2. Armee-Corps in ganz ähnlicher Art eingesetzt wurden etc.“ (pag. 207). So schonungslos der Verfasser in der Verurtheilung des öster­reichischen Heeres und seiner Führung ist, so viel Rücksicht lässt er in der Behandlung der preussischen Operationen walten. In dem ganzen umfangreichen Buche findet sich nur Ein leiser Tadel gegen die eigene Führung, und dieser betrifft General Bonin, Commandanten des 1. Armee-Corps, welcher, obgleich er am frühesten von Allen von den veränderten Dispositionen für den 3. Juli in Kenntniss gesetzt worden war, doch nicht zu handeln gewagt hatte ohne den ausdrücklichen Befehl vom Ober-Commando der II. Armee. — Es steht wohl fest: dass wenn beim 1. Armee-Corps an leitender Stelle gleich freie Selbst­ständigkeit des Entschlusses vorhanden gewesen wäre, wie bei anderen preussischen Corps, so musste es drei Stunden früher in die Schlacht eingreifen, als wirklich geschah, und der Kampf der I. Armee, namentlich der der Division Fransecky, hätte dann, wenn auch keinen glorreicheren, so doch einem ungleich günstigeren Charakter gehabt (pag. 188 und 189). Das folgende Citat aus der Brieftasche eines in Königinhof an seinen Wunden gestorbenen Füsiliers vom 26. Infanterie-Regiment (7. Division Fransecky des 4. Armee-Corps) ist kein Zeichen eines versöhnlichen Entgegenkommens von Seite des Herrn Verfassers: „Ich fiel im Swiep-Walde unter einen Eichenlaubbusch, von einer Granate am linken Unterschenkel schwer verwundet, und musste in meinen Schmerzen 24 Stunden daliegen, ehe ich weggetragen worden bin. — Als ich in meinem Schmerz dalag, sähe ich, dass die Öster­reicher wieder die Oberhand hatten und unsere Leute zurückdrängten; mir wurde Angst und bange, Kriegsgefangener zu werden; lieber mochte ich sterben, als in die rohe Behandlung der Österreicher zu gerathen; ich sah mit Entsetzen, wie sie meine ver-

Next

/
Thumbnails
Contents