Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (1876)
Die Schlacht von Königgrätz
Die Schlacht von Königgrätz. 23 als misslungen bezeichnet werden. Nichts könnte den tiefen Groll des Verfassers gegen Österreich prägnanter zum Ausdruck bringen, als solche Abhandlungen und die daraus abgeleitete Moral. Ungeachtet der Eigenart der österreichischen Völker kennt man im Kaiserstaate doch nur k. k. Regimenter, aber keine Ungarn, Polen, Czechen, Deutschböhmen, Oberösterreicher etc.; sie bestanden in ihrer heutigen Zusammensetzung vor Jahrhunderten, kämpften auf hundert Schlachtfeldern und besiegten oft ihres Kaisers zahlreiche Gegner. Übrigens besteht ja auch Preussen fast zur Hälfte aus theils schon germanisirten, theils noch nicht germanisirten Slaven. Die Behauptung, dass die meisten deutschen Regimenter 1866 in Italien verwendet wurden, ist einfach unwahr, obgleich sich errathen lässt, warum sie aufgestellt wurde. Von den 22 Infanterie-Regimentern, welche sich in Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Böhmen, Mähren und Schlesien recrutirten, befanden sich 8 bei der Süd-Armee, einschliesslich von Tirol und Venedig, und 14 Regimenter bei der Nord- Armee. Die deutsche Cavallerie, wie die meisten überwiegend aus deutschen Provinzen sich ergänzenden Jäger-Bataillone waren bei der Operations-Armee in Böhmen eingetheilt. Ebenso wie vorstehende, entbehrt auch die über das österreichische Officiers-Corps ausgesprochene Ansicht jeder Begründung. Die k. k. Armee zählte, wie jede andere, s/3 aus höheren Civil- und Militär-Bildungs- Anstalten hervorgegangene Officiere in ihren Reihen, und nur ‘/3 hatte von der Pike auf gedient. Dieses Verhältniss war zur Führung eines glücklichen Krieges nicht hinderlich. Für die Gediegenheit des österreichischen Fussvolkes sprechen die Siege von Custoza und Trautenau, wo trotz grosser Überlegenheit der Masse und Bewaffnung Siege erfochten wurden; dafür sprechen aber auch die grossen Verluste. Die Taktik der k. k. Armee war der Waffe entsprechend, mit der sie ausgerüstet war. Was die höhere Führung des österreichischen Heeres anbelangt, so muss zugegeben werden, dass sie im Süden eine vorzügliche, und im Norden trotz der Niederlagen eine in strategischer Beziehung sehr gute war. Hingegen war, wie jetzt allgemein zugegeben wird, die strategische Anlage des Feldzuges von Seite Preussens so fehlerhaft als möglich. Zwei fast gleich starke Heeressäulen brachen, durch ein mächtiges, 18 bis 20 Meilen sich erstreckendes Naturhinderniss — das Riesengebirge — getrennt, in Böhmen ein, wo sie auf die concentrirte Armee Österreichs stossen und einzeln successive mit grosser Übermacht angefallen und geschlagen werden konnten. Dieses Factum wäre auch sicher eingetreten, wenn dem österreichischen Heere noch die 12 bis 24 Stunden Zeit gegönnt gewesen wären, dem bei Josefstadt