Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (1876)

Die Schlacht von Königgrätz

24 Die Schlacht von Königgrätz. begonnenen strategischen Aufmarsch auch die taktische Con- centrirung folgen zu lassen. Die Lage der k. k. Nord-Armee war am 27. Juni auch that- sächlich ausserordentlich günstig gegenüber der des Gegners, wie der Verfasser selbst bemerkt (pag. 40—42). Das Buch vermeidet mit fast ängstlicher Sorgfalt, die Überlegen­heit des Zündnadelgewehres über das Lorenz’sche Gewehr zur Sprache zu bringen, und bemerkt nur nebenbei (pag. 19): „Es ist unverkennbar, dass schon die Ausrüstung der Österreicher mit dem Percussionsgewehr sie gegenüber der preussischen Zündnadel- waffe in Nachtheil setzte; schlimmer aber als dieser äusserliche Umstand wirkte ein innerlicher: der Mangel an Ausbildung und an soldatischem Gemeingefühl.“ Wie viel Papier und Druckerschwärze aber wurden nicht nach dem Kriege von 1870—71 vergeudet, um den Beweis zu liefern, dass das Chassepot- dem Dreyse-Gewehr bedeutend überlegen war und an den grossen Verlusten des deutschen Heeres Schuld trage. Die Bemerkung auf Seite 23, dass Feldzeugmeister v. Benedek von der Pike auf gedient habe, ist eine irrthümliche; er war ein Zög­ling der Wiener-Neustädter Militär-Akademie und trat als Lieutenant in die k. k. Armee ein. General-Major v. Krismanic hatte, so viel in Österreich bekannt, dem Oberbefehlshaber der k. k. Nord-Armee im Feldzuge von 1866 niemals früher als Chef des Generalstabes zur Seite gestanden (pag. 25). Sollte der preussische Kriegsplan für 1866 wirklich so ausge­zeichnet sein, wie ihn der Verfasser obigen Werkes schildert (pag. 31), so wäre seine Veröffentlichung, wie es mit dem Moltke’schen Feldzugs- Entwurfe für 1870 geschehen, höchst wünschenswerth. Es ist befremdlich, in einem umfangreichen, auf Grund der gesammten einschlägigen Literatur bearbeiteten Werke zu lesen, die Brigaden Abele und Prochaska, sowie einige Reiter-Schwadronen seien in der Zeit vom 18. bis 20. Juni aus Holstein bei ihren Corps 'ein­gerückt (pag. 29). Laut dem österreichischen Generalstabswerke über den Krieg von 1866, erster Band, Beilagen Seiten 63, 72 und 92, befanden sich im März die Brigade Abele des 3. Armee-Corps in Venedig, am 15. Juni die Brigade Prochaska bei demselben Heerestheil in Mähren. Wie zu Anfang des Monats Juni von Seite Preussens noch an die Möglichkeit einer friedlichen Entwirrung der schwebenden Diffe­renzen geglaubt werden konnte, ist nicht recht klar, da zu dieser Zeit bereits das Concept des „Stoss-ins-Herz-Kriegsplanes“ in Folge Kriegs­bündnisses mit Italien vom 8. April fertig gelegen hatte. (Vergleiche : „Österreichs Kämpfe“, I. Band, pag. 27, und IV. Band, pag. 53.) Die Anerkennung der Leistungsfähigkeit der k. k. Nord-Armee im Marschiren ist eine vorbehaltlose. Der Verfasser sagt hierüber:

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