Katolikus gimnázium, Miskolc, 1895, A gimnázium története

63 Lection selbst kennen lerne, und sich nicht auf das in der Lection erst Vorzunehmende zu präpariren, sondern die darin bereits vorgekommenen Gegenstände genau zu memo-iren habe Ohne dass hiedurch auf dieser Bildungsstufe e;n wesentlicher Zeitverlust entstände, lernt der Schüler an der Hand des Lehrers nicht nur leichter, sondern auch sicherer, und die Lectionen gewinnen dadurch an Intensität der Aufmerksamkeit. Auch kann auf diese Weise der Lehrer sicherer erreichen, dass schon beim Erlernen d r Flexionen die Worte nach ihrer Quantität, namentlich auch der Quantität der Endsylben, und nach ihrem Accente genau gesprochen wei­den ; denn hierauf ist mit der grössten Strenge vom Anfänge an zu halten, so dass die' in der vierten Klasse vor dem Anfänge einer Dichterlectüre vorausgehenden Hauptlehren der Pro­sodie im Wesentlichen nur das den Schülern durch Gewöhnung bereits Eingeprägte unter be­stimmte Rubriken zu fassen haben. Die Uebungen sind am zweckmässigsten zu Anfang nur mündlich anzustellen; nach Verlauf aber von 6—8 Wochen, wenn die in der Neuheit an sich liegende Schwierigkeit über­wunden ist, werden passend schriftliche Uebungen hinzukommen. Jede Woche einmal ver­wendet dann der Lehrer die zweite Hälfte einer Lection auf eine Composition; es werden den Schülern Sätze in der Muttersprache dictirt, von den Schülern darauf in der Lehrstunde schriftlich übersetzt und dem Lehrer zur Correctur eingeliefert. Die Sätze sind so zu wählen, dass sowohl die erforderlichen Vocabeln als Flexionen alle in den Lectionen und für dieselben gelernt sind, daher werden nicht beim Dictiren oder nachher die zu gebrauchenden lateinischen Wörter den Schülern angegeben, und ein n cht gewusstes Wort gilt als Fehler so gut wie eine falsche Flexion. Der Lehrer corrigirt diese Compositionen zu Hause, d. h. er unterstreicht die Fehler, gibt in der folgenden Stunde die Compositionen mit allgemeiner Angabe des Rich­tigen für die ganze Klasse zugleich zurück, und bezeichnet die Abstufung der Leistungen unter sämmtlichen Schülern der Klasse; die Schüler haben dann bis zur Anfertigung und Abgabe der nächsten Composition die Fehler zu berichtigen, oder, wem die Composition sehr fehler­haft war, die ganze berichtigt abzuschreiben. Wenn diese Compositionen die Schüler geübt haben, unter den Augen des Lehrers, wo es ihnen stets leichter wird, schriftlich zu arbeiten, so wird dann im zweiten Semester der ersten Klasse ein Anfang zu häuslichen schriftlichen Arbeiten passend dadurch gemacht, dass die Schüler einen vom Lehrer näher zu bestimmenden Theil der in der Stunde mündlich schon vorgekommenen Ueberzetzungen in das Lateinische und aus demselben zu Hause genau und reinlich aufzuschreiben und dem Lehrer zur Durchsicht einzuliefern haben. In derselben Weise wie in der ersten Klasse die regelmässige Formenlehre durch die der Einprägung jeder neuen Flexion unmittelbar folgenden Uebungen zur Sicherheit gebracht wird, verfährt die zweite Klasse bei der Eilernung des Unregelmässigen, der Ausnahmen, des minder Gewöhnlichen aus der Formenlehre, und verbindet damit zugleich die fernere Auffassung syntactischer Formen, namentlich erweiterte Kenntniss dos Gebrauches und der Construction von Conjunctionen, Relativsätzen zur Bezeichnung der Absicht, Abi. abs. und ähnliches. Die Methode des Unterrichts bleibt im Ganzen dieselbe, nur mit demjenigen Unterschiede, welchen die fortgeschrittene Entwicklung der Schüler von selbst gebietet. Da nämlich der Stamm der Formenlehre bereits von den Schülern sicher erworben, auch eine bedeitende Zahl von Voca­beln bereits gelernt ist, so ist es angemessen, nunmehr in der Regel sowohl für die zunächst folgende grammatische Aufgabe als für das daran sich scbliessende Leseslück Präparation zu fordern; für das Letztere anfangs nur durch sicheres Memoriren der Vocabeln, später auch durch den vorausgehenden Versuch der Schüler, es aus eigenen Mitteln zu übersetzen. Die Sicherheit zugleich in Formenlehre und im Gebrauche jener der Sprache unent­behrlichsten Mittel der Satzfügung wird am besten gedient, wenn der Lehrer Sätze, welche in einfacher aussagender Form beim Uebersetzen Vorkommen, in fragende, abhängige Infinitiv oder Conjunctivform urnwandeln lässt, mit Beibehaltung oder Aenderung von Zeit und Person des Verbum, Uebungen, in denen sich eine grosse Mannigfaltigkeit leicht herstellen lässt, und deren Nutzen augenscheinlich ist, um einer weiteren Empfehlung zu bedürfen. In der Formenlehre nimmt für diese Klasse eine besonders wichtige Stelle ein : das Lehren der Hauptformen (Präsens Perfectum, Supinum, Infinitiv) der abweichend flectirten Verba, besonders der dritten und zweiten Conjugation Auch diesem ist ein grösserer Werth für die Kenntniss der Sprache selbst dadurch zu gében, dass zu jedem Verbum nicht nur die scharf ausgedrückte Bedeutung, sondern auch ein oder ein paar passende, im Sprachgebrauche w rklich vorkommende Objecte gelernt werden, wodurch die Construction eingeprägt, die Be­deutung verdeutlicht wird. Da der ganze sprachliche Unterricht in diesen beiden Klassen nicht auf einen blosses Wis sen. sondern auf ein Können angelegt ist, so versteht sich von selbst, dass zum Aufsteigen in die höhere Klasse beider Versetzungsprüfung nicht nur die Kenntniss der Formen, sondern

Next

/
Thumbnails
Contents