Militär-Oekonomie-System der kaiserlichen königlichen österreichischen Armee 9. (Wien, 1821)

t>4 XXXV. Hauptftück. VIII. Abschnitt. wann die Schüler geeignet find, mit dem ganzen Anzüge zu schwimmen; Freyheitserkiärung des Schwimmers; verschiedene Rettungsarten eines ermüdeten Schwimmers; Schlünden (Erdhöhlungen) in dem Boden her, die das Wasser begierig ssinsaugen, oder sie ent­stehen aus entgegen gesetzten Bewegungen des Wassers. Die der ersten Art sind die gefährlichsten, obwohl man dergleichen selten antrifft. Der Schwimmer, welcher einen solchen antrifft, und nicht mehr ausweichen kann, muß seine Fassung nicht verlieren, und den Wirbeltrichter tauchend zu durschneiden suchen ; worauf er dann durch den Druck der Hände gegen den Grund von dem Wgffer gehoben und gerettet seyn wird. Die Wirbel der zweyten Art sind am häufigsten in fließenden Wassern. Ein Felsen, eine vorragende Klippe, eine Krümmung des Ufers, ein Sporn sind hinreichend, sie hervor zu bringen. Das Wasser wird durch seinen Lauf gegen das Ufer oder den Felsen getrieben, prallt davon zurück, schlägt gegen das nachfolgende Wasser, und so entsteht diese Art Wir­bel. Man sieht leicht, daß diese sich nicht weit in bte Tiefe erstrecken können, sondern nur auf der Oberfläche Statt haben. Sie sind daher von keiner Bedeutung, und nicht gefährlich, weil der Schwimmer durch Anwendung seiner Kräfte die Gewalt des Wassers leicht überwin­den kann, ohne viel von seiner Richtung abgelenkt zu werden. §. 9557. In dieser Classe, wo die Schüler auch noch lernen müssen, mit ihrem vollständigen Anzüge sammt Stiefeln zu schwimmen, und von jeder Höhe ip das Wasser zu springen, um, ohne Verzug des Auskleidens, Ertrinkende retten zu können, gehören die Lernenden so lange, bis sie vollkommen 2000 fortgesetzte Stöße machen, oder eine ganze Stunde im Wasser, oder durch einen breiten Fluß hin-und herschwimmen können, ohne abzusetzen. §. 9559. : Sechste Classe. In dieser Classe wird der Schwimmer für ganz freyferklärt, und ohne weitere Aufsicht des Meisters ins Wasser gelassen, um an den Uebungen in ganzen Gesellschaften Theil nehmen zu können. Diese Uebungen in größeren oder kleineren Gesellschaften geschehen unter der Lei­tung eines sachkundigen Abrichters. Sie bestehen in allerley Evolutionen im Wasser, woöey es auf schnelles oder langsames Schwimmen, und auf die Reinheit der Sprünge ankommr. §. 9669. Auch wird gezeigt, wie man einem anderen ermüdeten oder einem entkräfteten Schwim­mer behülflich seyn könne, welches auf verschiedene Art geschieht. Nach der ersten erhält sich der Ermüdete mit beyden Händen von rückwärts an den Hüften desjenigen, der ihn rettet, und läßt sich von ihm so ganz unbeweglich, jedoch ausgestreckt, bis ans Ufer ziehen. Sollte der Errettete aber noch Kräfte genug haben, die Tempo's mit den unteren Gliedmaßen selbst mitmachen zu können, so muß dieses mir der Vorsicht geschehen , daß er sein Kme nicht zu stark anziehe, um den anderen in seinen Bewegungen nicht zu stören. Die zweyte Art, einen ganz Entkräfteten, der sich an einen anderen nicht mehr anzu­halten im Stande ist, zu retten, ist folgende: Zwey Schwimmer, einer rechts und der andere links, fassen ihn jeder mit einer Hand unter dem Arme, unterstützen ihn so, daß der Kopf außerhalb des Wassers bleibt, und tre­ten dann so lange Wasser, bis ein Kahn ihn aufzunehmen sich nähert. Sind mehrere Schwim­mer zugegen, so wechseln sie in dieser Arbeit ab. Sollte aber kein Kahn vorhanden seyn, so wird der Entkräftete auf die beschriebene Weise fortwährend mit einer Hand, damit man mit der anderen rudern könne, unterstützt, und zugleich durch die Bewegungen der Füße bis an das Ufer geführt. Daher ist die Uebung, mit Einer Hand zu schwimmen, ganz besonders zu empfehlen, weil man durchaus mit Einer muß schwimmen können, um einen Anderen zu retten; denn ohne diese Fertigkeit würde man nicht einmahl im Stande seyn, das Mindeste zu tragen. 1

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