Marisia - Maros Megyei Múzeum Évkönyve 31/1. (2011)

Articles

STERN PARALLAXE. BEMERKUNGEN ZU EINER ÄLTERURNENFELDERZEITLICHEN ORNAMENTEORM ZWISCHEN BANAT UND ELARZ1 Tobias MÖRTZ Institut für Prähistorische Archäologie, Freie Universität Berlin, DE Ausgehend von den auffallend ähnlichen Verzierungen auf Keramikfunden aus dem Hügel von Susani im Banat und bronzenen Tassen an Elbe und Rhein, vor allem dem Geschirrdepot von Dresden-Dobritz, beschäftigt sich der vorliegende Artikel mit einem spezifischen Ornament der älteren Urnenfelder- bzw. Spät­bronzezeit (BzD-HaA). Dieses besteht aus mehreren, sich an den Spitzen berührenden Bogengruppen, die sternartig um den Boden der jeweiligen Gefäße platziert sind. Im ersten Teil werden in einem forschungsge­schichtlichen Überblick sowohl Vorkommen wie Herkunft dieses Dekors kritisch analysiert. Es zeigt sich, dass vergleichbare Verzierungen bereits ab der Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. auf verschiedenartigen, gegos­senen Gegenständen in weiten Teilen Mitteleuropas auftreten. In der Urnenfelderzeit ist das Sternornament dann plastisch und vergrößert vor allem im Karpatenbecken auf getriebenen Blecharbeiten, darunter Helme und Schmuckscheiben, sowie auf Tongefäßen dokumentiert. Chronologisch und regional ist eine Bindung an Gruppen mit kannelierter Keramik feststellbar, deren charakteristische Girlandenzier offenbar als Vorbild für das Sternornament diente. Im zweiten Teil werden die spätbronzezeitlichen Beziehungen zwischen Banat und Harz näher untersucht. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie das Auftreten des Sterndekors auf verschiedenartigen Objekten, jedoch in sehr übereinstimmender Ausführung über eine Entfernung von annähernd 1000 Kilome­tern verstanden werden kann. Abgesehen von einem Rückgriff auf ältere Ornamente, die im gesamten Bereich Mitteleuropas belegt sind, dürfen neben unterschiedlichen Metallgegenständen insbesondere die südkarpa­tenländischen Keramikgefäße aus dem Grab von Gräfenhainichen-Zschornewitz als Zeugnisse intensiven Kulturtransfers zwischen beiden Regionen gelten. Auf ähnliche Weise gelangten womöglich auch sternver­zierte Tassen und Schüsseln an die Elbe, um dort eine Übernahme des Dekors auf bronzene Exemplare zu inspirieren. Die Kenntnis vergleichbar ornamentierter Helme aus dem Karpatenbecken könnte ein entspre­chendes Randfragment aus Depot I von Elsterwerda anzeigen. Schlüsselwörter: Bronzegefäße, Fernbeziehungen, Helme, Keramik, Sterndekor „Die Frage erhebt sich: wer imitiert wen?“, so bemerkten I. Stratan und A. Vulpe (1977, 52) anlässlich der Publikation der Funde aus dem Hügel von Susani, judet Timis, im rumäni­schen Banat. Sie bezogen sich auf die auffällige Ähnlichkeit zwischen den Zierornamenten auf einigen der dort entdeckten Keramikgefäße und solchen auf Bronzetassen aus Mitteldeutschland 1 Für freundliche Hinweise und notwendige Korrekturen danke ich Laura und Oliver Dietrich (Berlin). MARISIA XXXI, p. 93-1 10

Next

/
Thumbnails
Contents