Marisia - Maros Megyei Múzeum Évkönyve 31/1. (2011)

Articles

82 О. Dietrich der Bleireste anhafteten, beschrieb schon A. Evans als Teil seiner eigenen Sammlung (Evans 1881, 441f.). S. P. Needham und D. R. Hook haben, die o.g. eingeschlossen, sieben Funde von Blei im Kontext von Gussformen von den Britischen Inseln auflisten können (Needham-Hook 1988, Appendix 2). R. F. Tylecote vermutete, dass es sich bei den auch ohne Fundzusammenhang mit Guss­formen häufiger vorkommendenen bleiernen Beilen (Fundliste 3) um Kerne handele, die die Rolle des Wachsmodells beim Guss in verlorener Form übernommen hätten (Tylecote 1962, 125-128). Technische Einwände hiergegen, die besonders den Gussvorgang beeinträchtigende Bleirückstände in den Formen betreffen, hat E. Foltz geltend gemacht (Foltz 1980). Zudem wur­den Tüllenbeile, wie oben angemerkt, nicht in verlorener Form hergestellt. Obwohl auch sie diese Einwände zur Kenntnis nehmen, möchten Needham und Hook das „Bleiausschmelzverfahren“ trotzdem nicht gänzlich verwerfen (Needham-Hook 1988, 265-268). In der deutschsprachigen Frühgeschichtsforschung existiert eine umfassende Literatur zur Rolle von bleiernen Modeln beim Bronzeguss, die für das erste nachchristliche Jahrtausend quantitativ gut belegt und dokumentiert sind (zusammenfassend zum Forschungsstand Ber­gen 2005, 26-37). Besonders für Fibeln, die aufgrund ihrer Trageweise in gussgleichen Paaren hergestellt werden mussten, existieren entsprechende Model. War auch hier anfangs vermutet worden, dass die Bleiobjekte das Wachs beim Guss in verlorener Form ersetzt haben könnten, so hat sich mittlerweile die Ansicht durchgesetzt, dass Bleimodel in mehrstufigen Prozessen zur Herstellung von zweiteiligen tönernen Gussformen oder für Abdrücke in Formsand genutzt wurden.4 Auch Goldmann hatte die Nutzung von Blei- oder Zinnmodeln als Möglichkeit ange­sprochen und zudem auf eine steinerne Tüllenbeilgussform unbekannten Fundortes aus dem Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin hingewiesen, an deren Oberfläche Reste von Blei- Zinnoxid bzw. Bleioxid und Zinnoxid festgestellt werden konnten (Goldmann 1981,112, 115, Anm. 17, Abb. 4), hinzu kommen die o.g. britischen Exemplare. Wir wollen hier nicht bestreiten, dass Bronzeguss in steinernen Gussformen stattgefunden hat. Doch erscheint uns eine primäre Funktion zur Herstellung von Gussmodeln nicht unwahrscheinlich. Metallanalysen an den Ober­flächen von Gussformen stehen aus Rumänien noch aus, doch ist Blei in Rohform in einigen Depotfunden des Karpatenbeckens bekannt.5 Weiterhin ist auch zu bedenken, dass Abdrücke in Formsand oder Ton auch von Fertigprodukten problemlos genommen werden können.6 Es liegen damit aus unserer Sicht genügend Hinweise vor, um anzunehmen, dass der Guss in Tonformen oder Formsand ein weit verbreitetes Verfahren darstellte, das jedoch archäologisch kaum sichtbar wird. Das schüttere Verbreitungsbild steinerner Gussformen spiegelt damit sehr wahrscheinlich nicht unmittelbar die Zentren des Tüllenbeilgusses wieder, der möglicherweise sehr viel dezentralisierter erfolgte als es das Fundbild vermuten ließe. 4 Vergl. Foltz 1980, der ältere Vorstellungen überzeugend widerlegt. Gegen das Ausschmelzen von Bleimodellen auf Basis von Funden und mittelalterlicher / neuzeitlicher Quellen auch Drescher 1978, 97-98. 5 Ainá-Neubauviertel Nr. Ill, jud. Alba, RO: Rusu 1982, bes. 375-378; Aparhant, Kom. Tolna, HU: Mozsoucs 1984, 49, Nr. 1; Bräglez-Lo/я, com. Surduc, jud. Sälaj, RO: Bejinariu 2007, 33, Nr. 115-117, Taf. II/3a-c; Gusterita II, eingemeindet in die Stadt Sibiu, jud. Sibiu, RO: Petrescu-Dimbovita 1977, 95-97; Miljana, Krapinsko-Zagors­­ka zup., HR: Dörfler Et Al. 1969, bes. 69-72, Taf. 1/1-2; Rádetice-Nű Strázi, ok. Pribram, CZ: Kytucová 2007, 298, Nr. 198; Uioara de Sus-Täul Mare (heute Stadtteil von Оспа Mures), jud. Alba, RO: Stoicovici 1965, 471f. 6 Dies sollte man im Übrigen auch bei der Beurteilung der Verbreitung von Fertigprodukten in Betracht ziehen, da so auch „fremde“ Formen einfach lokal nachgeahmt werden können.

Next

/
Thumbnails
Contents