Marisia - Maros Megyei Múzeum Évkönyve 31/1. (2011)

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80 О. Dietrich stark ausgeprägte innerkarpatische Depotfundsitte das Fundbild.3 Somit könnten die Verbrei­tungskarten momentan eher die Lage umfangreich ausgegrabener Siedlungen anzeigen, als die prähistorische Verbreitung von Gussformen wiederzuspiegeln. Gussformen für Tüllenbeile aus Rumänien: der Einfluss der Gusstechnik Neben dem oben geschilderten Überlieferungsfilter möchten wir noch auf einen weite­ren aufmerksam machen. Der ganz überwiegende Teil der überlieferten Gussformen besteht aus Stein (36 Stücke, Abb. 4, vergl. Fundliste 1). Dieses Material ist durch seine Härte und Dauerhaf­tigkeit in der Fundüberlieferung und damit archäologischen Sichtbarkeit gegenüber Gussformen aus anderem Material klar im Vorteil. Gussformen aus Ton sind aus Rumänien in geringer Zahl überliefert (vier Stücke, Abb. 4, vergl. Fundliste 1) und ihr fragiler Zustand verweist deutlich auf einen der Gründe. Dass Tongussformen in Südosteuropa in erheblichem Maße zur Herstellung von Tüllenbeilen in Gebrauch waren, zeigen beispielhaft die Funde von Sveti Petar Ludbreski- Starogroblje, Kroatien (Simek 1979; 2004). Da Tüllenbeile regelhaft Gussnähte aufweisen und die erhaltenen Tongussformen auch immer zweischalig konzipiert sind, kann jedoch nicht ein the­oretisch möglicher Guss in verlorener Form für das auffallend seltene Auftreten entsprechender Funde verantwortlich gemacht werden. Eher wird man mit einem weiteren Gussverfahren, näm­lich dem in verlorenen Sandformen, zu rechnen haben, das im Regelfall keine Spuren hinterlässt (Goldmann 1981, bes. 115). Bei diesem Verfahren wird von einem Model des zu giessenden Objekts ein Abdruck in einer Kiste mit Formsand genommen, möglich ist natürlich auch das Abformen eines Fertigprodukts. Für komplexere Gegenstände wie Beile müssen natürlich zwei Formsandkisten verwendet werden, die für den Guss verbunden werden müssen. Hieraus resul­tieren in jedem Fall Gussnähte, wie sie an allen südosteuropäischen Tüllenbeilen vorhanden sind. K. Goldmann betont, dass die Oberfläche der Gusstücke je nach Körnung des Sandes nahezu glatt sein könne (Goldmann 1981, bes. 115), was allerdings bei Tüllenbeilen eine geringere Rolle spielen dürfte, da die meisten Stücke ohnehin nach dem Guss überarbeitet werden mussten, um funktionsfähig zu sein. Nicht nur die Klingen wurden gedengelt, oft finden sich Hammerspuren auf dem gesamten Körper. Obwohl der Guss in Formsand von K. Goldmann (1981) etwas provokativ als mögliches „Hauptverfahren alteuropäischer Bronzegießer“ in die prähistorisch-archäologische Diskussion eingebracht worden ist, hat dies eher wenig Niederschlag gefunden, was nicht zuletzt an den wenigen direkten Belegen der Anwendung dieser Technik liegen dürfte. Goldmann interpre­tierte den Inhalt eines bronzenen Gefäßes aus dem Depotfund von Seth, Kr. Segeberg als Rest von Formsand (Goldmann 1981, 109). Zwar liegen auch aus dem Karpatenbecken keine direkten Belege für diese Form des Bronzegusses vor, doch sind sehr wohl einige Fundstücke vorhanden, deren Funktion es mögli­cherweise war, als Model für Sand- oder Tonformen zu dienen. Es handelt sich um insgesamt acht Belege von Halbgüssen von Tüllenbeilen oder Tüllenhämmern von fünf Fundorten (Fundliste 2, Taf. 2/1-8). Die Funde stammen allesamt aus transdanubischen Depotfunden des Gyermely- und 3 Dies dürfte auch für die Fertigprodukte zu einer möglicherweise nicht immer prähistorischen Realitäten entspre­chenden Verschiebung der Fundkonzentration ins Karpatenbecken führen. Die Anlage großer Deponierungen ist ein Charakteristikum dieses Raums, während wir außerhalb der Karpaten vor allem Einzelfunden begegnen (Dietrich 2010, 34f., Abb. 7). Zudem fällt auf, dass auch drei der vier Depotfunde von Tüllenbeilgussformen außerhalb der Karpaten liegen. Hier deuten sich mit einiger Sicherheit eher regionale Präferenzen im Deponie­rungsgut an, als dass sich aus den Karten auf prähistorische Verbreitungsrealitäten schließen lässt.

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