Marisia - Maros Megyei Múzeum Évkönyve 31/1. (2011)
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78 О. Dietrich einer an befestigte Zentralorte gebundenen Herstellung von Tüllenbeilen und einem Netz von Verteilungswegen auf (Wanzek 1989, 188-192). Diese quasi-industrielle Herstellung von Tüllenbeilen verortete er in Siedlungen mit bemerkenswerten Gießereibefunden wie z.B. Velem St. Vid. Depotfunde von Gussformen Hessen ferner auf Wanderhandwerker schließen, während in kleineren Siedlungen mit wenigen Gussformen für den eigenen Bedarf oder die Kleinregion produziert worden sei. Sowohl die Höhensiedlungen als auch die kleineren Siedlungen wären auf die Anlieferung von Rohstoffen angewiesen gewesen und ihre Lage richtete sich somit nach dem Wegenetz aus, was zu der Abweichung der Verteilung von Fertigprodukten und Gussformen geführt habe. Zumal der Verteilung der Depotfunde, aus denen die meisten Fertigprodukte stammen, sicher andere Ursachen zugrunde hegen als ein Wegenetz, ist man geneigt diesem Gedankengang zu folgen. Der von Wanzek geschilderten Ausgangssituation ist auch bei einem heute etwas erweiterten Forschungsstand zuzustimmen. Betrachtet man eine Kartierung (Taf. 1) von Tüllenbeilfunden aus Rumänien und den nach wie vor sehr wenigen Funden von Gussformen, so fällt sofort deren randliche Lage ins Auge. Insbesondere die reiche Deponierungslandschaft des Somes-Beckens erscheint in Bezug auf Gussformen fundleer, während der an Tüllenbeilen arme außerkarpatische Raum zahlreiche Gussformenfunde aufweist. Nur selten stammen zudem bislang Fertigprodukte und Tüllenbeile vom selben Fundort, Ausnahmen sind die Siedlungen von Radovanu-Gorgana a doua (Morintz-$erbänescu 1985, bes. 16, Abb. 15/1), Red -Telek (Székely 1966) und möglicherweise Täsad (Petrescu-Dimbovita 1977, 112f., Taf. 213/1-7; Wanzek 1989, 202, Nr. 56, Taf. 49/2). Diese offenkundige Divergenz in der Verbreitung von Fertigprodukten und Gussformen lässt sich mit B. Wanzeks Überlegungen ohne Frage erklären, wenn wir auch sicher noch weit davon entfernt sind, ein bronzezeitliches Wegesystem im Karpatenbecken rekonstruieren zu können, abgesehen von der offenkundigen Bindung der Siedlungen an Wasserläufe. Doch beachtet unserer Meinung nach dieses Modell zu wenig die Überlieferungsbedingungen der beiden verglichenen Fundgruppen, bzw. die auf diese einwirkenden Überlieferungsfilter. Gussformen für Tüllenbeile aus Rumänien: der Einfluss von Überlieferungsfiltern auf die Fundverbreitung Die Auffindungsumstände von Fertigwaren und Gussformen sind bisher nicht zur Erklärung des Fundbildes herangezogen wurden. B. Wanzek hat für die südosteuropäischen Tüllenbeilgussformen darauf hingewiesen, dass sie zu 45,2% Siedlungs- und zu 38,4% Einzelfunde1 darstellten (Wanzek 1989, 15). Depotfunde sind mit 12,3% deutlich weniger häufig, Grabfunde kommen kaum vor (1,4%). Auch in Rumänien stammen 46% (19 Stücke) der Gussformen aus Siedlungen gegenüber 29% (12 Stücken) aus Depotfunden (Abb. 1; Fundliste 1). Der Gesamteindruck einer Bindung der Funde an Siedlungen wird noch verdichtet durch den Umstand, dass der Gussformendepotfund von Ciumesti (Fundliste 1, Nr. 8) sicher, der von Brädicesti (Fundliste 1, Nr. 4) möglicherweise aus einer Siedlung stammt. Zudem lieferten insgesamt nur vier Depotfunde die 12 Gussformen. Entsprechend wurden die rumänischen Tüllenbeilgussformen auch überdurchschnittlich häufig bei systematischen Ausgrabungen (18 Stücke, 44%) und Oberflächenbegehungen (3 Stücke, 7%), also systematischer archäologischer Feldarbeit entdeckt (Abb. 2). Betrachtet man 1 Diese im Vergleich zu den rumänischen Funden (s.u.) hohe Anzahl könnte dadurch zu erklären sein, dass „Einzelfund“ in der Literatur häufig mit „Fundumstände unbekannt“ gleichgesetzt wird.