Á. Berta (Hrsg.): Wolgatatarische Dialektstudien: Textkritische Neuausgabe der Originalsammlung von G. Bálint, 1875–76.

Á. Berta: Vorwort

Vorwort 1. Nunmehr ist es schon über ein Jahrhundert her, dass die Originalausgabe von Szentkatolnai Bálints Kazáni-tatár nyelvtanulmányok [Kasantatarische Sprach­studien] in drei Heften erschien. [1] Eine, wenn auch nicht vollständige Neuaus­gabe[2] seiner Materialien scheint in mehr als einer Hinsicht begründet zu sein. Die verhältnismässig kühle Aufnahme seines Werkes von seinen Zeitgenossen (bes. im Ausland) und die Tatsache, dass man in der Turkologie Bálints Materialien seit ihrer Veröffentlichung bis zur Gegenwart relativ wenig Aufmerksamkeit ge­widmet hatte, stehen mit den unleugbaren Werten des Bálintschen Werkes kaum in Einklang. Die wichtigste Ursache dafür, dass Bálints kasantatarische Studien unverdient allmählich in Vergessenheit gerieten, besteht zweifelsohne darin, dass er seine wertvolle tatarische Textsammlung ins Ungarische (in eine den aus­ländischen Forschern nicht zugängliche Sprache) übersetzte und die von ihm ge­plante deutschsprachige Ausgabe letztendlich nicht zustande gebracht wurde. Der in der Fachliteratur öfters zitierte Teil des Bálintschen Werkes ist eben das zweite Heft, das dreisprachige Wörterbuch, in dem Bálint die Bedeutungen der tatarischen Wörter nicht nur ungarisch sondern auch deutsch angegeben hatte. Die ausschliessliche Benutzung seines Wörterbuches birgt allerdings zahlreiche Ge­fahren in sich. Kennt man die Bálintsche Sammlung nur oberflächlich und geht man nur von dem den Texten hinzugefügten Wörterbuch aus, kann man auf Irrwege ge­raten. Hier denken wir nicht nur an Phantomwörter, sondern auch an verschiedene orthographische Probleme, Fragen der Lautbezeichnung, schwankende Formen, Missverständnisse usw. , deren Interpretierung erst nach dem Kennenlernen der tatarischen Aufzeichnungen möglich ist. 2. Das Wissenswerte über die Entstehung Szentkatolnai Bálints "Kasantata­rische Sprachstudien" kann folgendermassen zusammengefasst werden: Das 1844 geborene szeklerische Sprachtalent, Gabriel Bálint de Szentkatol­na[3] , der als Student der Rechte während seiner Studienzeit an den Universitäten in Wien und Budapest den beträchtlichsten Teil seiner Zeit dem Studium der klassischen, europäischen und orientalischen Sprachen gewidmet hatte, hat 1870 den Akademiker János Fogarasi (Redakteur zahlreicher ungarischer Wörterbücher) kennengelernt, auf dessen Anregung hat sich Bálint mit den mongolischen Sprachen und dem Russischen zu beschäftigen begonnen. Um seine Sprachkenntnisse zu ver­tiefen und ethnographische bzw. sprachliche Materialien zu sammeln, hat Bálint mit Hilfe von Fogarasi 1871 ein Stipendium für eine dreijährige Reise nach Russ­land und Asien von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften bekommen.

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