May István: Die Briefe von Antal Reguly an A. A. Kunik, 1845–1855 (A MTAK közleményei 25. Budapest, 1990)

Die Briefe Regulys an A. A. Kunik

36 Wir hatten die ganze Woche einen ganz ordentlich nordischen winter - fortwäh­rend schnee und wind und gestöber - und eine Kälte die gestern bis auf 15 Grad stieg. ­weil Du die geistlichkeit so auf dem korn hast so will ich Dir etwas aus Ungarn er­zählen. voriges Jahr starb in einer des bessten (!) mädchen Pensionen in Pesth, ein junges wunderschönes mädchen (Pensionärin) in Venerie. Die unglückliche war zugleich auch schwanger, der zur Verzweiflung gebrachte vater (ein gutsverwalter des Raaber Bischofs eines gebornen Grafen Zichi) wendete sich dir eckt zum Palatin und forderte [eine] Ge­nugtuung - es wurde eine commission ernannt die das benehmen der flau die die pen­sion haltet (es waren bei ihr mädchen mit aus den bessten (!) Häusern auch von Magna­ten) untersuchen sollte, wie auch den Mann der die unglückliche verführte, entdecken - es ergab sich dass der Verführer der Raaber Bischof war, derselbe bei dem der vater im dienste stand. - Mit grossen summen gelang es, den Vater zum schweigen zu bewegen [und] die Untersuchung auf solche weise zu unterdrücken und ein so grosses scandal (vor der weit wenigstens officiell) zu [verbarsen] verbergen. — Es soll nun in Ungarn mehrere Bischöfe aus dem magnaten-stande geben, die ein leben führen welches einem jungen Windbeutel wohl entsprechen kann, aber keineswegs einem mann von solcher würde. Sie courtisiren Damen, geben dines (!), fahren auf jagden - und reiten viel öf­ters spazieren, als sie die Kirche besuchen. Grüsse recht herzlich alle lieben Freunde und überwinde Dich doch mahl und erfreue mich mit etlichen Zeilen Dein treuester ergebenster Freund Reguly 17/2. Mein geliebtester Freund! - ich bekomme den augenblick (!) deinen brief als ich eben schon diesen zu gesiegelt abschiecken wollte. Ich nehme ganzen Antheil an deinem Schmerz, und verstehe wie dieser Verlust Dich treffen musste. Eile nur Deinen Vater zu trösten - und komme dann hieher. Du wirst hier rath für deine gesundheit auf ein gan­zes leben finden. - In etlichen Tagen schreibe ich Dir wieder. Es (!) wird die post so­gleich gesperrt. Meine Adresse - Freiwaldau in östreichisch Schlesien. 18. Warschau d. 14März (neuen Stils) 1 0 1847 (Warschau hat gar keinen Eindruck auf mich gemacht ich finde in ihr weder etwas zu tadeln noch zu loben)

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