György, Josef: Die Goethe-Sammlung Balthasar Elischers in der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (A MTAK kiadványai 39. Budapest, 1963)

Sammlung der Bibliothek der Akademie und meine Stiftung von 2000 fl. in die Kasse der Akademie unmittelbar einzuliefern. Um gütigen Bescheid bittend, bleibe ich mit huldigender Ehrerbietung Euer Exzellenz ergebener. Budapest, 10. Juni 1895. Dr. Julius Elischer" Nach Verlesung des Stiftungsbriefes und nach Entgegennahme des diesbezüglichen Referates der permanenten Bibliothekskommission fasste die Plenarsitzung den Be­schluss, die Sammlung anzunehmen, die Erfüllung der an die Überlassung geknüpften Bedingungen zu übernehmen, den Oberbibliothekar mit der Übernahme und den Rechtsanwalt der Akademie mit der Abfassung der Übernahms- und Übergabsurkunde zu betrauen und schliesslich dem Donator Primararzt Dr. Julius Elischer, sowie dem Minister für seine patriotische Vermittlung ihren tiefgefühlten Dank auszusprechen. Die Wichtigkeit des Ereignisses im Leben der Akademie kam auch darin zum Ausdruck, dass der Direktionsrat in der Sitzung vom 10. November die Meldung über die Stiftung freudig zur Kenntnis nahm. 3 Mit der Sammlung und mit der Schenkung beschäftigte sich auch die Tagespresse und einzelnen Versionen nach verlautete es, der Magistrat der Städte Frankfurt und Weimar habe für die Sammlung einen Kaufpreis von 100.000 Mark angeboten. 4 Besonders in den damaligen deutschsprachigen Blättern, vor allem in den Spalten des Pester Lloyd ist viel von der Sammlung die Rede. 6 In letzterem erscheint zuerst am 27. Mai die Nachricht, Dr. Julius Elischer habe in seiner Wohnung, Göttergasse 0 10, II. Stock, die geerbten Goethe-Reliquien ausgestellt, 7 und aus einer Meldung vom 29. Mai erfahren wir, dass die Ausstellung von den Universi­tätsprofessoren Fodor, Heinrich, König, Schwimmer, ja auch vom Minister für Kultus und Unterricht besichtigt worden sei. Dieser ministerielle Besuch hatte dann zur Folge, dass die wertvolle Sammlung im Lande blieb. 8 Hierauf folgte die Sichtung und Ord­nung der Reliquien und der Akt der Übergabe und Übernahme. Darüber äusserte sich in bemerkenswerter Weise Dr. Julius Elischer in einem weniger bekannten, wahrscheinlich an den Generalsekretär Szily gerichteten Brief aus Karlsbad vom 27. Juni 1895. 9 Er teilt darin u. a. mit, er werde am 8. Juli in Weimar sein und von dort aus, in den ersten Julitagen, August Heller benachrichtigen; dann fährt er mit den Worten fort: „von dem Beschluss der Akademie erhielt ich aus dem Pester Lloyd Kenntnis, einige Stunden bevor ich die Ehre hatte, Ihr wertes Schreiben zu erhalten und ich danke Ihnen aufrichtig sowohl für den Brief, als auch für die gute und weise Erledigung ... Die formelle Erledigung betreffend wird Ihnen Seine Exzellenz, oder Herr Heller sicherlich Bescheid geben." So kam die Presse der Benachrichtigung auf 3 Akadémiai Értesítő 1896. 6. Bd. S. 701. 4 Révai Nagy Lexikon. [Révai Grosses Lexikon.] 6. Bd. S. 390. 5 Pester Lloyd 1895. No 120, 128, 129. 6 Göttergasse war der deutsche Name der Bálványstrasse (heute Strasse des 6. Oktober); der Ursprung der Benennung wird von Lajos Schmall in seinem Werke: Buda-Pest utcái és terei [Strassen und Plätze von Budapest], Budapest 1906, erläutert. 7 Über die Ausstellung erschien aus der Feder Max Ruttkay-Rothausers ein Artikel („Unter Reliquien") im Pester Lloyd vom 28. Mai 1895. Er berichtet mit grosser Begeisterung von den Goethe-Reliquien, von denen, wie er sagt, eine schöner als die andere sei, und hebt ausser den Merkwürdigkeiten auch die literarhistorische Bedeutung der Sammlung hervor. 8 Ausser dem Unterrichtsminister erklärte auch die kön. Direktion der Rechtsangelegenheiten der öffentlichen Stiftungen in einem Schreiben vom 11. Juni 1895 die Sammlung für eine Stiftung von allgemeinem und öffentlichem Interesse für das Land. (Zuschrift im Besitze von Frau Dr. Tibor Szelényi, geb. Edith Elischer.) 9 Handschriftenabteilung der Bibliothek der Ung. Akademie der Wissenschaften, GS. 6

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