György, Josef: Die Goethe-Sammlung Balthasar Elischers in der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (A MTAK kiadványai 39. Budapest, 1963)

dem Amtswege um einiges zuvor und auch des weiteren verfolgte sie mit Interesse die Entwicklung der Angelegenheit. 1 0 Im folgenden Jahre, am 27. April 1896, erstattete August Heller, ord. Mitglied und Oberbibliothekar der Akademie, Bericht über die im Gange befindliche Ordnung der Goethe-Sammlung, 1 1 und am 26. Mai meldet Generalsekretär Koloman Szily, die Sammlung sei bereits geordnet, aufgestellt und registriert, und auch der Katalog sei fertig. Die Eröffnung des Goethe-Zimmers wurde für den 31. Mai, 12 Uhr mittags anberaumt. Es lohnt sich, auf das Referat Prof. August Hellers, des namhaften Physi­kers und Oberbibliothekars, etwas näher einzugehen. 1 2 In der Einleitung spricht er über die notwendige Förderung der Universalkultur und über die Wirkung, die von der Kunst, und innerhalb dieser von der Dichtung auf die gesamte Menschheit aus­geht. Dann fährt er folgendermassen fort: „Unter den Sternen, die am Firmament der Dichtung leuchten, kann den Namen Dantes und Shakespeares als dritter kaum ein ruhmvollerer zugesellt werden, als der Goethes. Die grosse Wirkung, welche die mächtige Persönlichkeit und die dichterische Individualität Goethes nicht nur auf die Zeitgenossen ausübte, sondern auch nach seinem Tode nun schon im siebenten Jahrzehnt ungeschwächt ausübt, lässt sich daraus erkennen, dass namhafte Schriftsteller um das Studium und die Erklärung seiner Werke bemüht sind ... mit einem Worte, was wir unter dem Namen Goethe verstehen, bedeutet ein Problem, mit dessen Lösung sich einzelne Gelehrte, sowie zu diesem Zwecke geschaffene Vereine und Gesellschaften eifrig befassen." Weiters beschäftigte sich der Oberbibliothekar mit der Laufbahn Balthasar Elischers, der Entstehung seiner Sammlung und dem Goethe-Zimmer, von dem wir später noch ausführlicher sprechen wollen. In seinem Referat erwähnt Heller auch die Goethe-Sammlungen in Frankfurt und in Weimar, von denen aber, wie er sagt, die Sammlung Elischers ihrem Charakter und ihrer Bestimmung nach abweicht. Bevor nämlich die Sichtung der Sammlung in Angriff genommen wurde, war August Heller von der Leitung der Akademie ausgesandt worden, in Frankfurt die Sammlung des Goethe-Hauses, sowie im Weimarer Goethe-National-Museum die Bestände des Goethe- und Schiller-Archivs zu studieren. An beiden Orten bildeten, laut Hellers Bericht, die Erinnerungsgegenstände und die Handschriften den wesentlichen Teil der Sammlung. Das Goethe-Museum zu Weimar enthalte auch eine ansehnliche Kollektion von Kupferstichen und Mineralien. Im Gegensatz zu diesen Sammlungen des Auslandes sei die Goethe-Sammlung der Ungarischen Akademie anderer Art, denn den Hauptteil bildet die fast lückenlose Reihe der Goethe-Literatur und Hunderte von Bildern in Bezug auf Goethe (bedauerlicherweise ist dieser Teil der Sammlung im Zweiten Weltkriege fast völlig zugrundegegangen), sowie die wertvolle Autogra­phensammlung. In seinem Bericht sprach August Heller zugleich Dr. Julius Elischer seinen Dank dafür aus, bei der Sichtung und Registrierung der Handschriften und Bildnisse behilflich gewesen zu sein. Er schloss mit den Worten : „Die Goethe-Sammlung bedeutet eine einzigartige, ausserordentlich wertvolle Bereicherung unserer Bibliothek. Sie ist dem Andenken an einen grossen Geist geweiht, der nicht unser war, der aber als leuchtende Sonne am Firmament der Dichtkunst auch die Literatur unseres Vater­landes befruchtete." 10 Pester Lloyd, 19. Juli 1895, N0. 163. Berichtet darüber, dass der Kultus- und Unterrichts­minister dem Primararzt Dr. Elischer für seine patriotische Opferwilligkeit, die er mit der Schen­kung bekundete, anerkennenden Dank ausgesprochen habe. И Akadémiai Értesítő 1896. 7. Bd. S. 260, 317—320 und 329. Den Nachlass übergab Julius Elischer am 6. März 1896, vgl. seinen Brief an Dr. August Heller: „Ich bitte Herrn Professor ergebenst, mich um 1/2 6 im Goethe-Zimmer zu erwarten, damit die Übergabe durchgeführt werden kan". 12 Akadémiai Értesítő 1896. 7. Bd. S. 317—320. 7

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