György, Josef: Die Goethe-Sammlung Balthasar Elischers in der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (A MTAK kiadványai 39. Budapest, 1963)
Vermögen repräsentierenden Goethe-Reliquien ein würdiges Heim gefunden. Das von Balló gemalte vortreffliche Portrait B. Elischers blickt von der Wand auf die literarhistorischen Schätze herab, die in diesem Raum verkünden, dass Ungarn auf dem Felde der schönen Wissenschaften den Begriff des Chauvinismus nicht kennt und nicht kennen will." Im folgenden würdigt der Artikel die Verdienste August Hellers und Julius Elischers um die Katalogisierung und Anordnung der Sammlung und zählt die Notabilitäten auf, die der Eröffnung am 31. Mai beiwohnten. 1 7 Die Gäste wurden von August Heller und Julius Elischer empfangen. Klassenpräsident Anton Zichy begrüsste in Vertretung des abwesenden Präsidenten der Akademie, Roland Eötvös, den Unterrichtsminister Wlassics mit den Worten : „Wenn die Deutschen erfahren, dass wir, die Ungarische Akademie der Wissenschaften, inmitten unserer grossen nationalen Milleniums-Feierlichkeiten uns Zeit nehmen, in einem bescheidenen Winkel dieses Palastes der Wissenschaft eine Feier zu arrangieren, zu Ehren des Andenkens und des Nachlasses eines für uns fremden, aber in unserer geistigen Republik längst Bürgerrecht geniessenden Dichters, welchen die grosse deutsche Nation seit einem halben Jahrhundert gewohnt ist, ihren Dichterfürsten zu nennen: so werden sie gewiss noch mehr Ursache dazu finden, uns, das lange zurückgebliebene Volk des Ostens, in den Kreis der in der Bildung wetteifernden Völkerfamilien aufzunehmen, uns an ihr liebendes Bruderherz zu drücken, und uns gegen die, hie und da noch immer gegen uns ausgestreuten Anklagen, Verkleinerungen, u. a. gegen den Vorwurf des Chauvinismus, entschieden in Schutz zu nehmen ... Wir wissen, dass Goethe, ein Stolz der Weltliteratur, dies eben dadurch geworden ist, dass seine unsterblichen Werke deshalb zum Gemeingut der ganzen Menschheit geworden sind, weil er, von der Nachahmung, von den Fesseln der Schule sich freimachend, Hand in Hand mit Schiller, dem ewigen Liebling der Jugend, seinen eigenen Weg gehend, der deutscheste unter den Deutschen, der universalste unter den Weltbürgern wurde." Im folgenden Teil seiner Ansprache zitierte Zichy die Worte Napoleons I.: „Voilà un homme!" als Ausdruck der Wirkung, die der Dichter auf den Herrscher bei ihrer historischen Begegnung ausübte. Dann ging der Redner auf die Verdienste Balthasar Elischers über und erklärte : „Im Laufe der Jahre taucht ein gleicherweise von Geburt und Gesinnung edler Sprosse einer in unseren oberungarischen Städten in verschiedenen Industrie- und Kunstzweigen hervorragenden alten Patrizierfamilien, Balthasar Elischer, auf, welcher den grössten Teil seiner freien Zeit und seine über die ganze Welt ausgebreiteten Verbindungen mit ganzer Leidenschaft und grosser Fachkenntnis darauf verwendet, aus dem Nachlasse des von ihm vergötterten Geistesriesen, was bei der gewaltigen Konkurrenz der Frankfurter, Weimarer, Leipziger Sammler und Mäzenaten an Büchern, Schriften, Bildern nur zu erwerben war, zusammenzutragen, und, Kosten und Mühen nicht scheuend, eine Sammlung zusammenzubringen, welche auch die Aufmerksamkeit, ja selbst den Neid des Auslandes auf sich gelenkt hat. Und diesen, aus mehr als 4000 Stücken bestehenden Kunstschatz ... legt sein wackerer Neffe, unter Beigabe einer bedeutenden Geldstiftung, auf den Altar des Vaterlandes nieder." Gegen Ende seiner Rede bemerkte Zichy, dass die Hauptstadt durch das Goethe-Zimmer um eine Merkwürdigkeit reicher geworden sei; auch wies er auf den interessanten Katalog hin und dankte schliesslich dem edlen Spender für die Stiftung, sowie auch dem Minister für die wirksame Mittlerschaft. In seiner kurzen Antwortsrede erwähnte der Minister u. a. : „Die Bedeutung dessen, dass die Ungarische Akademie ein GoetheZimmer eröffnet, ist nicht zu unterschätzen. Nicht bei uns, wo man weiss, dass die Nation sich selbst ehrt, wenn sie dem universellen Geiste eines fremden Dichterfürs17 Das Lexikon „Pallas" gibt als Datum irrtümlich den 4. Juni an. 9