György, Josef: Die Goethe-Sammlung Balthasar Elischers in der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (A MTAK kiadványai 39. Budapest, 1963)

ten huldigt, ... sondern für das Ausland ist dieser Tag bedeutsam, weil er den Beweis liefert, dass bei uns das deutsche Genie, die deutsche Zivilisation hochgehalten werden. Angesichts der Tatsache, dass die Ungarische Akademie, die ja in erster Reihe zur Pflege heimischer Literatur und Wissenschaft berufen ist, ein Goethe-Zimmer eröff­net, werden alle Vorwürfe der Engherzigkeit und des Chauvinismus verstummen müssen". 1 8 Zum Schluss ergriff der Spender, Dr. Julius Elischer das Wort. Er dankte für die Begrüssungen, die Arbeit der Akademie, die Vermittlung des Ministers, Professor Balló für das schöne Gemälde und Oberbibliothekar Heller, der auch fernerhin Sorge tragen wird, dass die Sammlung gehütet, gepflegt und weiterentwickelt werde. „Wenn", so sagte Julius Elischer, „das in diesen Räumen niedergelegte Material zu geistiger Arbeit, zum Studium des unsterblichen Genius — der ein gottbegnadeter Dichter, Natur­forscher und Philosoph in einem gewesen — führen, wenn die Pflege des Ewigwahren, Guten und Schönen dadurch angeregt, wenn es manchem Denker „zum freundlichen Geleit durch unfreundliche Tage" (Goethe) dienen wird, dann werde ich im Bewusst­sein redlich vollführter patriotischer Pflicht, den Gedanken im Busen hegen dürfen, dass er, der es nicht erlebt hat, seine Goethe-Sammlung in so würdigen Rahmen und Räumen gefasst zu sehen, befriedigt zu meinem Danke den seinen fügen und auf mich segnend herabblicken würde. Und wie ich mir gestattet habe zu veranlassen, dass in dieser Stunde auf den Sarg Goethes der erste ungarische Lorbeerkranz nieder­gelegt werde, 1 9 so erlauben Sie, dass ich mit dem Wunsche schliesse : der Geist Goethes und seines treuen Verehrers Balthasar Elischer walte in diesen Räumen für und für". 2 0 Nach beendigter Feierlichkeit besichtigten die Anwesenden die ausgestellten Ge­genstände. — Das Goethe-Zimmer war dem Publikum zu bestimmten Zeiten, und zwar montags, mittwochs und freitags (mit Ausnahme der Feiertage) unentgeltlich zugänglich. An den übrigen Tagen war vormittags ein Eintrittsgeld von i Krone (50 Kreuzer) zu entrichten. Die Akademie gab sowohl in den Zeitungen, als auch in der Bibliothek eine Information in drei Sprachen über die Zeit und die Bedingungen des Besuches heraus. 2 1 , Das Goethe-Zimmer bestand bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Während der 48 Jahre seines Bestehens wurde es von namhaften Gelehrten des In- und Aus­landes, aber auch von Besuchern aus den verschiedensten Berufszweigen aufgesucht. Darüber gibt des Evidenzbuch der Leser gewissen Aufschluss. 2 2 1899. 14. Nov. Alexius Londesz, Mitarbeiter des Pesti Napló 20. Nov. Julius Elischer 21. Nov. Albert Lehr 1900. 17. Aug. Gustav Obendorf, Gymnasiallehrer 18. Sept. Árpád Zsigmond. Bergwerksinspektor, Zsolna 18 In den Reden von Wlassics und Zichy war der Hinweis auf den Chauvinismus nicht un­begründet. Die Stellungnahme der Presse war nicht einheitlich. Die Zeitung Magyar Hirlap griff die Akademie scharf an und karikierte die Eröffnung des Goethe-Zimmers in gröblicher Form (1. Juli 1896, 6. Jahrgang, N0. 151 und 152.) 19 Dem Wunsche Julius Elischers gemäss wurde der nach Weimar gesandte Kranz auf den Sarg Goethes niedergelegt. Der Oberhofmeister des Grossherzogtums Sachsen-Weimar, Otto Sält­zer, verständigt Elischer in einem Briefe vom 1. Juni 1896 von der Durchführung des Auftrags. GS. 20 Abendblatt des Pester Lloyd 1896. N0. 125. 21 Pester Lloyd 1896. N0. 135. 22 In dem Register: Magyar Tudományos Akadémia Goethe-szoba [Ung. Akad. d. Wiss., Goethe-Zimmer], das sich in der Handschriftenabteilung der Bibliothek befindet, lautet die erste Eintragung, Oktober 1896 auf die Namen von Musiklehrer Theodor Bolte und Bernhard Heller. Das Register bezieht sich aber nur auf die Bücherausleihe. Das eigentliche Gästebuch ist verschollen. 10

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