György, Josef: Die Goethe-Sammlung Balthasar Elischers in der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (A MTAK kiadványai 39. Budapest, 1963)

Die Akademie hatte sich aus Achtung vor der grossen Persönlichkeit und dem Geiste Goethes der Erfüllung der gestellten Bedingungen bereitwillig unterzogen und im Akademiepalaste, an der Hauptfront, einen Ecksaal des Hochparterres zur Aufnahme und Aufstellung der Sammlung bestimmt. 1 3 (Heute befindet sich hier ein Arbeitsraum der Orientalischen Abteilung unserer Bibliothek.) Vor der Eröffnung wurden aus den Bücherbeständen der Sammlung im Goethe-Zimmer 1446 Bände und 1056 Broschüren untergebracht, weiters 178 Manuskripte, 1063 Bilder und Stiche, 22 Münzen und 366 Musikalien. Ebenso fand hier auch die sogenannte Karlsbader Mineraliensammlung Aufstellung, sowie die aus 25 Exponaten bestehende, von Julius Elischer provisorisch überlassene Sammlung an Erinnerungsgegenständen. Das Bildnis Balthasar Elischers wurde im Auftrage der Akademie von Eduard Balló angefertigt. 1 4 Das ausgezeichnete Brustbild brachte man in der Nische an der Wand zwischen Türe und Fenster an, 15 darüber kam eine Tafel mit der Aufschrift: „Gründer dieser Sammlung war Balthasar Elischer (1818—1895). Der Ungarischen Akademie der Wissenschaften gestiftet von Dr. Julius Elischer 1895." In drei Bücherschränken waren 320 Bände von 20 verschie­denen Ausgaben der Werke Goethes untergebracht; die Zahl der Erstausgaben, Spezi­alveröffentlichungen und Kuriosa betrug 135, dazu kamen 13 Prachtausgaben, 64 Publikationen von Goethes Briefwechsel; die Literatur über Goethe war mit 458 Arbeiten vertreten. Die Rezensionen machten 584, die kleineren Schriften und Druck­sachen 695 Nummern aus. Die Sammlung enthielt 34 Goethe-Autographe, 144 Hand­schriften seiner Zeitgenossen, 232 Goethe-Porträts, 157 Bildnisse von Mitlebenden, 675 Stiche und Photographien, sowie 366 Musikstücke. Im Schaukasten in der Mitte des Raumes waren Erinnerungsgegenstände und Manuskripte, Zeichnungen und Silhouet­ten von Goethe, Denkmünzen, ein Manuskript von Beethoven usw. ausgelegt. Das Goethe-Zimmer, das auch mit Statuen und Statuetten reich ausgeschmückt war, harrte nun der Eröffnung. Nachdem die Bestandaufnahme abgeschlossen und der Katalog in zwei Sprachen gedruckt war, und man auch die Rechtsformalitäten erledigt hatte, wurde das Goethe­Zimmer am Sonntag, den 31. Mai 1896 feierlich eröffnet. Bei der Eröffnung erschienen Unterrichtsminister Julius Wlassics, Klassenpräsident Anton Zichy, Generalsekretär Koloman Szily, Béla Széchényi, Sektionsrat Dr. Nikolaus Szmrecsányi, Bischof Karl Szász, Magnatenhausmitglied Konrad Burchard-Bélaváry, die Abgeordneten Ernst Kammerer und Heinrich Schwicker, die Universitätsprofesso­ren Wilhelm Goldzieher und Gideon Petz, Stephan Hegedűs und Karl Bartha (Paris), sowie noch viele andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, der Literatur und der Wissenschaft. Die Eröffnung fand in der Presse lebhaften Widerhall. Der „Pester Lloyd" schrieb darüber am 1. Juni 1896 folgendes: 1 6 „Die herrliche Goethe-Samm­lung, welche Universitätsprofessor Dr. Julius Elischer der Ungarischen Akademie der Wissenschaften gespendet hat, ist seit gestern das Gemeingut der ungarischen Nation geworden. In einem hübschen Parterresaale der Akademie haben die von dem begeis­terten Goethe-Verehrer weiland Balthasar Elischer rastlos gesammelten, an Wert ein 13 Díváid Kornél: A MTA Palotája és gyűjteményei. Magyarázó katalógus. [Das Gebäude der Ung. Akad. d. Wiss. und ihre Sammlungen. Erklärender Katalog.] Budapest 1917. S. 119—124. il Eduard Balló (1859—1937), Maler und Zeichenlehrer, Schüler von Greguss und Székely. In München studierte er bei Seitz und Benczúr, in Paris bei Laurens. In den achtziger-neunziger Jahren war er der repräsentative Bildnismaler Ungarns. Sein Stil ist ein Übergang zwischen der Porträtkunst Benczurs und Philipp Lászlós. Im Jahre 1897 wurde er in der Kunsthalle mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Er war Professor an der Technischen Zeichenschule und förderte die jungen Talente durch mehrere Stiftungen. 15 Gegenwärtig im Lesesaal der Bibliothek. 16 Abendblatt des Pester Lloyd 1896. N0. 125. „Goethe-Feier in der Ungarischen Akademie." 8

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