Zalai Múzeum 14. Müller Róbert 60 éves (Zalaegerszeg, 2005)

Tóth Endre: Zur Herkunft und Ikonographie der Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur

188 Tóth Endre Suchen wir nach dem Ursprung der transdanu­bischen Scheibenfibeln, können wir von der Dosen­form, der Passverzierung, dem versenkten Mittelteil und dem Trachtbrauch ausgehen. Wie schon gesehen, war die Versenkung des Mittelteils eine lokale Erfindung, vielleicht von einem Goldschmied aus der Umgebung von Keszthely, der den spátkaiserzeitlich­mediterranen Musterschatz genau kannte. Die Dosen­form konnte er aber weder aus dem spátkaiser­zeitlichen Kunstgewerbe noch aus Transdanubien kennen. Die rundén, dosenformigen und auf der Ober­fláche verzierten Fibeln finden sich — zweifellos überraschend — unter dem Schmuck der sarmatischen Bevölkerung der GroBen Ungarischen Tiefebene sogar in mehreren Varianten. Die Fibeln der Keszthely­Kultur verbinden mehrere Fàden mit den sarmatischen Fibeln des 4. Jahrhunderts: ihre Dosenform, Ober­fláchenverzierung, fallweise die Füllung des Inneren, die Verzierung ihres Mittelteils mit figuralen Darstel­lungen und ihre Zugehörigkeit zur Frauentracht. Die sarmatischen dosenformigen Fibeln sind folgende: 30 1. Szentes-Zalota, sarmatisches Graberfeld, Grab 10 (Abb. 8, 3). Museum Szentes (CSALLÁNY 1906, 47; ALFÖLDI 1926, 46, Taf. VI, 1). 2. Jászmonostor, UngNatMus Inv. Nr. 80.1895 (ALFÖLDI 1926,47). 3. Klárafalva, B-Gráberfeld, Grab 40 (Abb. 8, 4). Ovale Fibel aus schlechtem Silber, Dm: 52-57 mm, Dicke 11 mm. Das riickwartige Blech der Fibel, auf dem die Nadelkonstruktion befestigt ist, besteht aus Bronze. AuBer der rückseitigen Platte bedeckt sie Sil­berblech. Das Innere der Fibel ist mit „korkartigem" Material gefüllt. Die Vorderseite der Fibel zieren sechs gleichmáfiig verteilte kleine Halbkugeln. Auf der in der Mitte etwas angehobenen Fláche eine kreisrunde Öffnung, in die der verloren gegangene Stein eingesetzt war (PÁRDUCZ 1950, 18, Taf. LIII, 1; VADAY 1989,92). 4. Kiszombor, Grab 72. Fragment des Deckbleches einer Dosenfibel (PÁRDUCZ 1950, Taf. XXXIV, 3; VADAY 1989, 92). 5. Törökszentmiklós-Surján-Ujtelep Grab 54 (Abb. 8, 5). Auf dem silbervergoldeten Deckblech einst Steineinlage (VADAY 1985; VADAY 1989, 92, 286, Taf. 141,4). 6. Algyő (VADAY 1989, 92). 7. Lovrin/Rumánien. Scheibenfibeldose mit Nadelkonstruktion, Vorderseite fehlt, aus Bronzeblech, Grab 1 (PÁRDUCZ 1950, 23, Taf. LXIX, 8). 8. Bátmonostor, dosenförmige bronzene Scheiben­fibel, Grabfund, NMA Inv. Nr. 136.1.254. Vorderseite mit Kreisrahmen, zerfallene Rückseite Nadelkon­struktion mit unterer Sehne. Den Rahmen füllt eine Masse aus (PÁRDUCZ 1950, 37, Taf. CXIV, 7-8). 9. Vrsac/Jugoslawien, sarmatisches Gráber-feld III, Grab 8. Die Nadelkonstruktion der Fibel blieb erhalten. 31 Hof des Bischofspalais, Trg Lenjina 6 (BARACKI 1961, 119, Taf. V, 11). 10. Vrsac, sarmatisches Graberfeld III, Grab 9 (Abb. 8, 2). Frauengrab. Vrsac, Museum, Inv. Nr. 2565. Die Fibel lag neben dem Skelett. In der Fibelmitte ein Portrát en face. Dm: 41 mm, Dicke 5-6 mm (BARACKI 1961, 120, Taf. VII, 16). 11. Vrsac, sarmatisches Graberfeld III, Grab 10. Erhalten blieb die bronzene Rückseite der Scheibenfibel mit der Nadelkonstruktion und das die Mitte zierende Glaspasteportrát en face (BARACKI 1961, 120, Taf. VIII, 5). 12. Vrsac, sarmatisches Graberfeld III, Grab 16 (Abb. 8, 1). Die silberne Scheibenfibel lag am linken Knie des Skeletts. Vrsac, Museum, Inv. Nr. 2634, Dm: 62 mm, Dosendicke 16 mm (BARACKI 1961, 121, Taf. XIII, 13). Der andere Тур der Dosenfibeln stammt von den römischen Emailfibeln ab, s. z.B. die Fibel aus Szentes-Kistőke Grab 114 (PÁRDUCZ 1944, Taf. IX, 1). 13. Gegend um Csongrád und Szentes (Abb. 8, 6), an den Kreisbogen des bronzenen Basisbleches schlieBen sich sechs kleinere Kreise an (UngNatMus Inv. Nr. 13.1899.1131-1133). Auf der Rückseite des Basisbleches montierte man die Spiralnadelkon­struktion. Auf der Vorderseite befestigte man auf dem mittleren Kreis die kreisförmige Dose, die in der Mitte des silbernen Deckbleches ein Loch hat - vielleicht die Stelle eines Steins. Das Blech ziert ein doppeltes Àhrenmuster. 14. Fo. Unbekannt, an den Bogen des Basisbleches schlieBen sich sechs Kreise an (UngNatMus Inv. Nr. 61.24.1). Nur das Basisblech der der vorigen àhnlichen Fibel blieb erhalten, dessen Rückseite mit einem Sil­berblech bedeckt wurde, an das sich die Spiral­nadelkonstruktion anschlieBt. Wir haben gesehen: die Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur sind durch verschiedene Einflüsse entstanden. Bild und ornamentale Verzierung gehen auf die kaiserzeitliche Goldschmiedekunst zuriick. Die Trageweise, die Dosenform und die Gipsfüllung sind von den sarmatischen Fibeln des 4. Jahrhunderts abzuleiten. Die Formahnlichkeit war schon András Alföldi aufgefallen (ALFÖLDI 1926, 46-47), der die Fibel von Szentes-Zalota mit dem Exemplar von Keszthely-Dobogó verglich, dessen Mittelteil fehlt (ALFÖLDI 1926, Taf. VI, 2). András Alföldi kannte jedoch mehrere Scheibenfibeln der Tiefebene nicht, weshalb er die von Szentes für transdanubisch hielt. Die Verzierung der Fibeloberflàche findet sich bei den Sarmaten, aber die Verwendung des figuralen Mit-

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