Zalai Múzeum 14. Müller Róbert 60 éves (Zalaegerszeg, 2005)

Tóth Endre: Zur Herkunft und Ikonographie der Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur

Zur Herkunft und Ikonographie der Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur telfeldes kann auch Einfluss des kaiserzeitlichen Geschmackes sein. In der Mitte einzelner sarmatischer Dosenfíbeln diente die kreisförmige Öffnung als Fassung fur die Steinverzierung, und auch bei den zwei Fibeln von Vrsac blieb der figurale, mit Glaspaste verzierte Mittelteil erhalten. Diese beiden, die Öffnung und der figurale Mittelteil, bilden den Übergang zu den Keszthely-Fibeln mit abgesenkter Flâche. Die frahesten Scheibenfibeln sind wahrscheinlich jene wenig dicken Fibeln, bei denen das Mittelmedaillon eine glatte, breite Flâche umrahmt: Eine solche kann die kleinere Fibel mit der Darstellung der Erweckung des Lazarus (TÓTH 1990, 29) 32 aus Keszthely­Horreum-Graberfeld Grab 5 (BARKÓCZI 1968, Taf. LV, 1). Nach Entstehen der Fibeln mit Passum­rahmung und abgesenkter Darstellung ist aber die frühere, einfache Form in der Umgebung von Keszthely auch weiter in Gebrauch geblieben. Und in der Umgebung von Pécs wurde nur die Form mit Pàssen hergestellt. 33 Als der Goldschmied die abge­senkte und mit Passrand versehene Lösung schuf, war dies mit einer gröBeren Dicke der Fibel verbunden. Zusammenfassend: Die Verzierung der Fláche und die Mittelmedaillondarstellung der Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur sind von der spátkaiserzeitlich-früh­byzantinischen Kunst herzuleiten. Die schachtel­förmige Gestaltung war gewiss ein Einfluss der sar­matischen Metallkunst. Aus der Identitát von Form, Konstruktion und Trageweise folgt, dass die dosen­förmigen Fibeln der Sarmaten in der Tiefebene und der Keszthely-Kultur miteinander verwandt sind. Diese Verwandtschaft verstárkt noch die Füllung des Fibelinneren mit gipsartigem Material. Allerdings scheint diese Ableitung voneinander auf den ersten Blick wegen der territorialen Entfernung der Fundorte und der chronologischen Differenz unwahrscheinlich zu sein. Das Zeitintervall mehrerer Jahrhunderte zwischen der traditionell ins 4. Jahrhundert datierten sarmatischen und der traditionell ins 6.-7. Jahrhundert datierten Keszthely-Kultur sowie das unterschiedliche Wohngebiet (Abb. 10) lassen die Herleitung oder Ver­wandtschaft dieser Fibeln sehr unsicher werden. Und doch ist die Herleitung gar nicht so unwahrscheinlich, wie sie im ersten Moment dünkt. Man kann nicht nur in allgemeinen Formulierungen über sie sprechen: wir wissen nicht, was mit den Sarmaten geschah — genauer mit denen in der Tiefebene —, nachdem die höchste römische Führung — wahrscheinlich auf Verordnung von Aetius hin — in den 430er Jahren die osttransdanubische römische Provinz Valeria den Hunnen übergab (TÓTH 1988). Danach zogen die Bewohner der Tiefebene unter hunnischer Ober­herrschaft, und auch die Sarmaten, nach Trans­danubien. Der Beweis ihrer Ansiedlung ist das Auf­tauchen der Keramik mit eingegláttetem Netz- und Tannenzweigmuster in Transdanubien (TÓTH 2005). Bei der Aufarbeitung der Funde aus den Festungen und Gráberfeldem von Ságvár und Felsőhetény kam ich zu der Folgerung, dass diese Keramik erst im erste Drittel des 5. Jahrhunderts, nach der römischen Aufgabe und Ráumung der Provinz Valeria in Ost­transdanubien und den Limeslagern erscheint. Meine Ansicht wird auch von der neuesten Zusammen­fassung im Zusammenhang mit der Geschichte des letzten Jahrzehnts der Provinz, über die sog. foederati (KOVÁCS 2000; KOVÁCS 2004) gestützt. Deshalb wird die auch sonst in Erwágung zu ziehende Fol­gerung möglich, dass das Erscheinen der eingeglátteten Keramik die Ansiedlung der Sarmaten­gruppen — allgemeiner formuliert, der Bevölkerang aus der Tiefebene — nach Transdanubien verursacht hatte (TÓTH 2005). Das bedeutet freilich nicht, dass die Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur von „Sarmaten" geschaffen worden seien, sondern nur, dass bei der Herstellung der Dosenfíbeln der von den Sarmaten stammende Trachtbrauch und ihre Metal­lkunst eine Rolle gespielt hatten. Auf die intéressante Frage, warm die ersten Scheibenfibeln entstanden und welche Bevölkerung sie verwendete, kann erst nach einer Untersuchung der übrigen Fibelbilder eine Antwort versucht werden.

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