Zalai Múzeum 14. Müller Róbert 60 éves (Zalaegerszeg, 2005)

Tóth Endre: Zur Herkunft und Ikonographie der Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur

Zur Herkunft und Ikonographie der Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur 187 den Schalen des Schatzes von Siscia, s. KOSCEVIC 1995, PI. 24, Nr. 201). Der Schalenteil der nach 582 verfertigten trulla aus dem Grab von Malája Perescepina/Ukraine ist in zehn Segmente geteilt (KAT. BERLIN 1978, 107-110, Nr. 10; WERNER 1984, Taf. 2). Das gebogene Ende der einzelnen Segmente schlieBt ein Muschelmuster. Besonders wichtig ist fur uns, dass auf dem Rand der Schale beim Treffpunkt der bogigen Enden kleine Dreiecke getrieben wurden, ein ebensolches Muster, wie es an den Treffpunkten der Passe auf den Scheibenfibeln mit versenkter Flàche zu sehen ist. Die kaiserzeitlich­byzantinische Herkunft des Musters zeigt gut der Sil­berkrug mit griechischer Inschrift des Vraper Schatzes, den ein àhnliches graviertes Muster ziert (WERNER 1986, Taf. 12, 3). Gleichzeitig beweist die Verzierung der Vraper Kruges die antiké Herkunft des Musters (Abb. 6, j). Die Dreieckverzierung zwischen den Halb­kreisbögen stammt vom Eierreihenmuster, das aus der ionischen Kyma entstand: Die Herausbildung der Verzierung ist auf Abb. 6 mit Hilfe einiger aus einer Füllé von Beispielen ausgewáhlter Gegenstânde zu erkennen. Gut làsst sich das Motiv —auBer auf Stein­metzarbeiten — auf der Umrahmung von Kàstchen­beschlágen, Metalltreibarbeiten und Elfenbein-Dip­tychen beobachten. Die Mitte der trulla von Malája Perescepina ist rosetten- und rankenverziert. Würden wir die Schale in unserer Vorstellung verkleinern, sàhen wir solch eine Flàche wie die Vorderseite der Scheibenfibeln. Das ist freilich nur ein Spiel, und aus ihm folgt nicht die Verwandtschaft beider Gegen­stânde. Die Àhnlichkeit der Details macht bloB auf die gemeinsamen, spátkaiserzeitlichen Wurzeln des Stils aufmerksam. Eine kannelierte Bronzeschale aus dem 6. Jahrhundert ist auch aus Transdanubien bekannt. Den ausbiegenden glatten Rand der Bronzeschale aus Grab 34 des langobardischen Gráberfeldes von Hegykő rahmt eine Perlenreihe, ihr Becken ist bogig endend kanneliert (BONA 1974, Abb. 10; KAT. HAMBURG 1988, 292-293). Beispiele von Steinmetzarbeiten: die tiefere Flàche runder, eckiger oder szgraa-förmiger altchristlicher Altarplatten ziert ein glatter Rand (CHALKIA 1991). Bei einem Тур ist die Innenkante des Randes durch eine Passreihe gegliedert (Altarplatte aus Ostia, s. Abb. 7; CHALKIA 1991, 156-176). Passgesáumte Altáre sind in Transdanubien von zwei Stellen bekannt (Don­nerskirchen: BARB 1952, 5-16; THOMAS 1964, 135; NOLL 1974, 77, Taf, 2; Győr: SZŐNYI 2002, 45, Abb. 4). Auch die Form der ins 4.-6. Jahrhundert zu datierenden Altarplatten konnte das Entstehen der Scheibenfibeln inspiriert haben. Ein âhnlicher Prozess lief spáter ab, als auf Einfluss der passgerahmten Altarplatten auch auf den frühmittelalterlichen Patenen die Passumrahmung erschien (ELBERN 1977, 175-183). Das Passmuster wurde in der zweiten Hàlfte der Kaiserzeit und der friihen Völkerwanderungszeit sowohl in der Metallkunst als auch bei der Steinbear­beitung verwendet. Für die Scheibenfibeln bedeuten wegen ihrer kleinen MaBe das am ehesten einschlàgige Muster die variabel umrahmten Münzen und Médaillons: in ihrem Falle kommt das Passmuster auch als Rahmenverzierung vor. 24 Diese Lösung existiert auch im 4. Jahrhundert weiter, und die figurale Darstellung in der Mitte des Gegenstânde ist kreisförmig von einem schmaleren oder breiteren Rahmen umgeben. 25 Es gibt diese Verzierung auf friih­byzantinischen Schmuckstücken, 26 in der langobar­dischen Metallkunst 27 und auch bei den Awaren (WERNER 1986, 50-51; GARAM 1993). Wegen des spátantik-frühbyzantinischen Gebrauchs des Passmus­ters, der Passrahmung (z.B. Riemenzungen mit Arka­denmuster: Syrien, Dumbarton Oaks, s. ROSS 1965, [II] 43, Nr. 44) kann allerdings nicht behauptet werden, dass es eine genetische Beziehung zwischen dem Pass­muster der Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur und den awarischen Gürtelbeschlágen gibt. Auch in diesem Falle stammt die Identitát oder Àhnlichkeit des Musters aus der spátkaiserzeitlichen Metallkunst. Zusammenfassend: Das Passmuster der Scheiben­fibeln wurde von zwei Komponenten geschaffen: vom ionischen Kymation, das im 5.-6. Jahrhundert nicht nur in plastischer Ausführung, sondern auch als gravierte Verzierung geschaffen wurde, und von der spátantik-frühbyzantinischen Verbreitung der Pass­rahmung. Woher stammt aber die Dosenform? Die Dosenform bietet eine wichtige Hilfe bei der Bestimmung der Herkunft der Fibelform. In der Kai­serzeit wurden Scheibenfibeln in Transdanubien kaum verwendet. 28 Die Scheibenfibeln der albanischen Gruppé sind meiner Meinung nach spáter als die trans­danubischen. Sàmtliche figurai verzierte Stücke der Südgruppe sind mit einem Àhrenmuster gerahmt und die Mittelbleche mit einem einzigen Thema, Cantharos und Pfau, verziert. Àhrenmusterumrahmung kommt auf den transdanubischen Stücken nicht vor, und auch das Cantharos-Pfau-Motiv nur auf einem einzigen Exemplar (Romonya Gráberfeld II, Grab 37, s. GARAM 1993, 109, Abb. 5, 2). SchlieBlich verláuft die Umrahmung der Fibeln von weniger Pássen zum Vielpassmuster hin, was zugleich einen chronolo­gischen Unterschied bedeutet. Deshalb können die transdanubischen Scheibenfibeln nicht von der Süd­gruppe abstammen. 29 Die albanischen Exemplare sind jünger als die friihen transdanubischen Scheibenfibeln, so dass sie — auf mir bisher noch unbekannte Weise — von den transdanubischen Fibeln stammen.

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